"Weiß nie, was passiert!"
Interview mit Thomas Greiss
Interview
Thomas Greiss (33) schaffte am 1.11.2018 in Pittsburgh seinen 100. Sieg. Mit seinen Islanders belegt er momentan punktgleich mit Washington den ersten Platz in der Metropolitan Division. In zwei aufeinanderfolgenden Spielen (Flyers und Senators) wurde der Deutsche eingewechselt, weil gegen Philadelphia ein Zeichen gesetzt werden sollte und gegen Ottawa sein Kollege verletzt wurde. Gegen Ottawa hielt er seinen Kasten sauber und konnte im Shootout auch nicht bezwungen werden!
Anfang des Monats unterhielten wir uns nach einem Match gegen Philadelphia (1:4):
Robin (Lehner) und Sie - ein nahezu perfektes Paar! Mit ein Grund für das gute Abschneiden der Islanders in dieser Saison!
(lachend) Ja doch, es läuft in diesem (Eishockey-) Jahr wirklich gut bis jetzt. Und als Mannschaft haben wir Erfolg, was wohl das Wichtigste ist! Also ist alles gut!
Was sagen Sie zum heutigen Spiel? Beim Stande von 0:3 kamen Sie ins Spiel! Praktisch als "Wake up call" vom Trainer eingewechselt - leider hat es nichts gebracht, Ende 1:4!
So Spiele wie heute passieren schon mal! Wir haben als ganzes Team nicht so gut gespielt, Philadelphia war einfach besser und der Elli (Brian Elliot, Goalie der Flyers) hat heute Abend eine sehr gute Vorstellung mit einigen fantastischen Saves hingelegt! Man kann sagen, dass er uns das Momentum geraubt hat! So etwas passiert schon mal!
Sie kamen in das Spiel, als schon fast alles verloren war - sind Sie dann eigentlich noch so richtig motiviert?
Klar doch! Man weiß nie was noch passiert. Zwar lagen wir mit 0:3 hinten, doch wenn wir erstmal einen schießen, dann kann es sehr schnell gehen. Legen wir noch schnell einen nach, ist das Momentum auf unserer Seite, die werden nervös und wir gewinnen das Spiel.
Das 0:4, das Sie noch hinnehmen mussten, kann man unter die Kategorie "unnötig" einordnen!
Ja, der Treffer kam schon kurios zustande! Er ist dumm reingesprungen, über Schlittschuhe und Schienbeine - ja, ein blöder Gegentreffer! War heute nicht unbedingt unser Tag!
Die letzten beiden Partien gingen verloren (gegen Washington 1:3 und heute gegen Philadelphia 1:4) -könnte ich sagen, dass es die Nervosität vor dem 800. Sieg Ihres Coaches Barry Trotz ist?
Eigentlich weniger! Es ist mehr so ein Aberglaube. Aber es ist, wie es ist - 800 Siege ist schon etwas Besonderes, eine ganz tolle Leistung. Wir werden alle daran arbeiten, dass er es so bald wie möglich schafft.
Im Spiel nach dem Interview (gegen Ottawa 5:4 n.P.) schenkten die Islanders ihrem Coach Barry Trotz dessen 800. Sieg! Sie hatten doch auch vor kurzem ein Jubiläum feiern können!
Ja, in dieser Spielzeit konnte ich meinen 100. Sieg feiern -aber wie viele es jetzt sind, kann ich beim besten Willen nicht sagen.
Wie fühlen Sie sich jetzt?
Um ehrlich zu sein: Nicht viel anders, als davor! Ich denke darüber nicht viel nach - es sind Dinge, die schön sind, weil sie den Erfolg der Mannschaft widerspiegelt.
Trotzdem: Herzlichen Glückwunsch nachträglich! - Ich habe mir sagen lassen, dass Ihre Islanders sich die Spielstätten teilen, 50 % werden im Barclay Center in Brooklyn gespielt und die andere Hälfte hier im "Nassau Veterans Coliseum" in Uniondale, der alten Heimat der Islanders. 2021/22 soll die neue Arena in Belmont Park errichtet sein!
Ja, richtig! Für dieses Jahr sind wir jetzt fertig mit Brooklyn und wir Spieler finden es auch besser, da wir alle hier draußen wohnen. Das ist alles schon um ein ganzes Stück einfacher! Das Training findet alles hier statt - haben, oder besser hatten wir ein Spiel im Barclay Center, hatten wir das Morgen-Skaten noch hier und sind dann zum Match reingefahren!
Können Sie eine kurze Analyse Ihrer Islanders 18/19 geben?
Ja, ich glaube wir haben viele Leute hier positiv überrascht und haben bis hierhin eine sehr starke Saison gespielt! Jeder hält sich an das vom Trainer vorgegebene System und macht seinen Job, so gut er kann.
Mit Dennis Seidenberg (Verteidiger) und Tom Kühnhackl (Stürmer) haben Sie hier im Team zwei Landsleute - wie ist das, bilden sie ein deutsches Klübchen eine deutsche Fraktion?
Ja, wir sprechen schon viel Deutsch! Wir sind ja nicht zu dritt, denn mit dem Schweizer Luca Sbiza haben wir noch einen vierten Deutsch sprechenden Spieler in der Kabine. Es ist schon ganz nett, wenn deutsch sprechende Leute hier sind. Dann können wir ruhig etwas auf Deutsch machen!
Ich hatte gehofft, dass (Dennis) Seidenberg heute sein Debüt gibt!
Es könnte sein, dass er ein Spiel macht, was ich aber eher als unwahrscheinlich ansehe, wenn alle gesund bleiben. Er ist aber voll im Training, hält sich gut fit für den Fall der Fälle! Er macht seine Sache im Training jedenfalls sehr gut.
Was erwarten Sie von dieser Saison, die ja bald in ihre entscheidende Phase kommt?
Jetzt müssen wir erst einmal unser Spiel machen, die Vorrunde zu Ende bringen. Noch sind wir nicht in den Playoffs! Wir wollen dorthin und so weit vorne landen, wie es eben geht. Wir wollen dabei auch den Heimvorteil erreichen und dann kommen die Playoffs -da fängt alles wieder bei "Null" an, alles ist möglich und es kann viel passieren.
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