Das Leben nach der aktiven Karriere
Interview mit Dennis Seidenberg
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Dennis Seidenberg. Foto: NHL-Media.
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Interview
Dennis Seidenberg gewann mit den Boston Bruins den Stanley Cup und beendete 2018 als New York Islander seine aktive Karriere. Ivo Jaschick sprach mit dem 38-Jährigen über sein "neues Leben":
Herr Seidenberg, wie ist Ihnen der Übergang vom aktiven Sport, vom Rampenlicht, in die "zweite Reihe" geglückt?
Eigentlich ganz gut! Ich habe nach der letzten Saison noch genauso trainiert, als würde ich noch eine dranhängen, obwohl mir schon klar war, dass daraus nichts werden wird! Aber als die Saison dann angefangen hatte, war ich im ersten Monat noch etwas unschlüssig, was ich denn jetzt machen sollte. Morgens, als ich aufgestanden war, überkam mich dann doch Langeweile, als ich dann so ganz ohne Plan da stand. Es war einfach öde! Ich hatte keinen Termin, keine Uhrzeit mehr, zu der ich im Stadion sein musste. Da wurde mir klar, dass mir etwas fehlte! In dieser "kleinen Krise" hat mich unser GM Lou Lamoriello angesprochen mit der Frage, ob ich nicht Interesse hätte, mit den Rekonvaleszenten, den verletzten Spielern aufs Eis zu gehen, um sie wieder langsam an das Mannschaftstraining heranzuführen! Das kam mir gerade Recht! Und so bin ich seit Anfang Oktober wieder ein wenig näher am Team, es ist relativ locker und macht Spaß, so dass ich noch genug Zeit für mein Kind habe, da meine Frau auch arbeitet!
Sie haben hier vor Ort mit Thomas Greiss und Tom Kühnhackl noch zwei weitere Deutsche - wie ist das? Greiss und Kühnhackl spielen jetzt eher selten - warum? Verletzt?
Es ist schon ganz schön noch ein paar Deutsche um sich herum zu haben! Dadurch bleibe ich wenigstens etwas im Training und verlerne die Sprache nicht. Nein, Verletzungen liegen nicht vor - da müssen Sie die Spieler schon selbst fragen! Oder noch besser, Barry Trotz (Headcoach). Tom (Kühnhackl) hatte anfangs mit einer Verletzung zu kämpfen, ist aber wieder fit! Er ist auch wieder auf dem Wege in der Mannschaft Fuß zu fassen. Meines Erachtens erfüllt er seine Rolle auch sehr gut - aber das sind alles Entscheidungen, die der Trainer trifft! Wie, was oder wo kann ich nicht sagen!
Sie haben nichts ?.?
?. Wenn ich etwas damit zu tun hätte, würde ich Sie jedes Spiel spielen lassen! (lachend) Beide sind super Kerle, die zudem auch noch Eishockey spielen können!
Wie sieht Ihre Zukunft und die der Islanders aus?
Für mich persönlich bin ich doch recht zufrieden, wie es so im Moment läuft! Im Augenblick sind wir mitten im Kampf um den Einzug in die Playoffs. Ich denke, dass das noch richtig schwer wird - aber ich bin doch zuversichtlich, dass wir das schaffen! Für die Organisation der Islanders sieht es in den kommenden Jahren ganz gut aus, da wir gut aufgestellt sind! Mit der Führung, die das Team hat, können wir noch viel erreichen und freudig, positiv in die Zukunft schauen.
Dazu passt ja auch die neue Arena, die 21/22 eingeweiht werden soll! Auf in die Zukunft!
Ja, sie liegt direkt an der Autobahn, neben dem Belmont Racetrack, der Pferderennbahn! Das Gerüst steht schon und jedes Mal, wenn ich da vorbeifahre, sehe ich den Fortschritt! Die Anfahrt wird auf jeden Fall viel einfacher sein - die Arena wird auch sehr gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen sein - was alles ein Plus für die Fans sein wird. Wir versprechen uns sehr viel vom neuen Standort!
Ich habe den Eindruck, dass hier im Nassau Veterans Memorial Coliseum auch mehr Zuschauer kommen!
Das Stadion ist auch kleiner (lacht). Sie kommen hier auf jeden Fall regelmäßiger als in Brooklyn. Das ist auch das größte Problem der Fans hier von Long Island nach Brooklyn zu kommen. Die Islanders kommen ja auch von hier, hier ist die Fanbasis - auch den Spieler gefällt es hier besser. Wir leben alle hier und da ist die An- bzw. Heimfahrt viel einfacher! Für die Familien ist es auch einfacher, angenehmer! Ja, nach Belmont zur neuen Arena müssen wir dann auch ein paar Minuten länger fahren, vielleicht so um die 10 Minuten.
Sie leben ja hier nahe New York auf Long Island, der Atlantik liegt zwischen Ihnen und Deutschland - haben Sie mitbekommen, dass Ihr Bruder Yannic vor ein paar Tagen für sein 1000. DEL Spiel geehrt wurde?
Nein, wie denn? (lacht) Natürlich! Und ich bin richtig stolz auf das, was er erreicht hat! Vor allem, wenn ich daran denke, wie alles angefangen hat, mit seiner schweren Knieverletzung und dann noch weitere Verletzungen am Knie, mit Operationen, dann ist es schon mehr als beachtlich, dass er 1000 Spiele in der starken Liga absolviert hat! Das haben nicht viele geschafft. Ich muss sagen, ich ziehe den Hut vor ihm und bin mächtig stolz. Das spiegelt einfach die Einstellung und Lebensweise für diesen Sport über die letzten 15, 20 Jahre wieder - und immer noch zeigt! Es ist das Ergebnis der Willenskraft, dass er auch den Erfolg hat, die Silbermedaille bei Olympia, die Deutschen Meisterschaften, die Auszeichnungen - einfach super!
Der sportliche Erfolg liegt in der Familie!
Ja, gut - wenn Sie es so sagen wollen! Aber ich bin einfach stolz auf ihn!
Vielen Dank und bis bald!
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