Vor dem Halbfinale: Eine Bestandsaufnahme
Katzenjammer am Rhein - Was bringen die Halbfinals?
Nachdem am Sonntag die letzten Halbfinal-Tickets von Ingolstadt, Hamburg und Frankfurt gelöst wurden, haben nun alle noch Beteiligten bis Freitag Zeit, wunden zu lecken und sich ein wenig abzulenken. Für die im Viertelfinale gescheiterten Mannschaften bricht dagegen ab sofort die Urlaubszeit an. Klar, dass viele Spieler und Funktionäre diesen mit gemischten Gefühlen und einem gewissen Maß an Enttäuschung antreten.
Blicken wir zunächst an den Rhein: Früher steppte dort in den Playoffs der Bär, die großen Eishockey-Mächte Köln und Düsseldorf beherrschten nicht selten die sportliche Szenerie der Liga. Und wenn es die beiden großen Rivalen nicht taten, sprang wie im letzten Jahr mit dem KEV ein anderer rheinischer Klub in die Bresche. Heuer hat sich das Geschehen nach Süden, Osten und Norden verlagert, andere Teams hat es sportlich nach oben gespült, oder sagen wir fairerweise "haben sich nach oben gespielt".
Mit den Frankfurt Lions hat beispielsweise endlich eine Mannschaft den Sprung in die DEL-Elite geschafft, die schon seit Jahren immer großes Potenzial hatte, jedoch stets an selbigem gescheitert war. Trotz einiger Höhen und Tiefen haben die Hessen zur rechten Zeit ihre Form und Konstanz gefunden und sind verdient mit einem 4:2-Erfolg über Köln ins Halbfinale eingezogen. Ein kompaktes Team mit hoher taktischer Disziplin und einem großartigen Torhüter hat hier endlich einmal wieder Eishockey-Euphorie in die Banken-Metropole gebracht. KEC-Coach Hans Zach hatte während der Serie schon völlig richtig konstatiert: "Die schlagen uns mit unseren Waffen".
Nun müssen sich die Lions mit den Hamburg Freezers auseinander setzen, die mit den Mannheimer Adlern nur temporär Probleme hatten. Zwar wurde am Sonntag im Mannheimer Friedrichspark sogar hinter der Bande noch einmal Gift und Galle gespuckt, doch ließen die Freezers nichts mehr anbrennen und wurden zudem noch klar durch den verletzungsbedingten Ausfall von Adler-Keeper Marc Seliger begünstigt. Doch für die Mannen von Dave King ist die Halbfinal-Teilnahme ebenfalls mehr als verdient. Die Mannschaft ist - obwohl oder gerade weil man nie so recht weiß, wo deren große Stärken liegen - immer brandgefährlich. Natürlich spielt auch die Euphoriewelle, auf der die Freezers in Hamburg reiten, eine wichtige Rolle. Da stimmt natürlich auch der "team spirit". In diesem Halbfinal-Duell ist es daher quasi unmöglich, einen Favoriten auszumachen. Höchstens der Heimvorteil könnte für Hamburg sprechen. Aber was heißt das schon.
Mit dem ERC Ingolstadt hat der Geheimfavorit, dem die Szene vor der Saison bescheinigt hatte, sich am besten verstärkt zu haben, das Halbfinale erreicht. In einer packenden und hochklassigen Serie hat das Team von Ron Kennedy den favorisierten Nürnberg Ice Tigers den Schneid abgekauft. Angetrieben von einem immer stärker werdenden Goalie Jimmy Waite und einer auch ansonsten konstant hohen Mannschaftsleistung haben die "DEL-Greenhorns" aus Ingolstadt gegen Nürnberg brilliert. Zwar gab es im letzten Spiel noch einmal ordentlich Zoff, da nicht wenige Beobachter reklamierten, das von Schieri Chvatal anerkannte 1:0 für die Panther sei irregulär gewesen, doch müssen auch die Nürnberger ehrlich sagen: Der Einzug des Gegners in die Vorschlussrunde war am Ende verdient.
Was nun, ERCI? Die Bayern müssen sich als Vorrundensiebter mit den seit einigen Tagen spielfreien Eisbären auseinander setzen. Damit ist die Favoritenrolle auf dem Papier klar. Die Berliner Eisbären haben mit den DEG Metro Stars im Viertelfinale kurzen Prozess gemacht und gezeigt, wozu sie in Bestbesetzung fähig sind. Doch die lange Pause nach dem glatten Weiterkommen könnte die Hohenschönhausener Sicherheit und vor allem Spielrhythmus gekostet haben. Auch wissen die Berliner um die Gefährlichkeit der Panther, hatte man doch erst kurz vor Schluss der Hauptrunde noch in Ingolstadt ein Auswärtsspiel verloren. So bleiben die Vorteile hier bei Berlin, chancenlos dürften die Ingolstädter indes nicht sein.
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