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Weltmeisterschaft 2005 09.05.2005, 17:38

Das große Geschrei

Aktueller Kommentar zur Kritik am Nationalteam

Es ist schon eine bittere Situation für Greg Poss. Noch nicht einmal ein Jahr ist der akribische und ehrgeizige Bundestrainer am Werk und nach den desolaten Ergebnissen der Mannschaft steht er schon im Abseits, ringt um seine persönliche Ehre und damit um den Job. Vor allem Medienvertreter haben dieser Tage ein Paket aus nebulösen Vorwürfen und Kritiken geschnürt, dass dem ganzen Verband nun um die Ohren fliegt. Lässt man das große Geschrei um die Nationalmannschaft jedoch verklingen und befasst sich nüchtern-sachlich mit dem Thema, muss man feststellen: Die Kritik an Poss und dem Verband ist gänzlich unbegründet.

Der Schweizer Coach Ralph Krüger hat während der Vorrunde in Wien den entscheidenden Satz gesagt. Zwischen den Plätzen Acht und Fünfzehn der Weltrangliste liege alles unglaublich dicht bei einander, da könne man schnell nach unten, aber auch schnell nach oben gespült werden, sagte der Trainer nach dem mühevollen 2:1-Erfolg seines Teams gegen die Kasachen.

Die Deutschen hatten vor der WM bekanntlich eine lange Liste an Ausfällen zu beklagen. Insbesondere Leistungsträger und Routiniers wie Ustorf, Kölzig oder Sturm standen Poss in Wien und Innsbruck nicht zur Verfügung. Andere Teams ähnlicher Stärke wie Weißrussland oder Kasachstan konnten dagegen aus dem Vollen schöpfen - und ließen den DEB hinter sich.

Hier nun lauthals den Kopf des Trainers oder gar den Kopf von Verbandsfunktionären zu fordern, ist wenig hilfreich. Insbesondere die Forderung von Rick Amann, alte Eishockey-Experten wie Truntschka, Kießling und Co. ins Boot zu holen, wirken hohl und lächerlich. Meint der gute Herr Amann, mit seinen Düsseldorfer und Kölner Kumpels ein Weltklasse-Team formen zu können? Wir müssen lernen, mit den Realitäten zu leben. Eine DEB-Auswahl wird auf absehbare Zeit nicht in der Weltelite mitspielen. Das Viertelfinale wird hier und da drin sein - vielleicht sogar mehr. Und zwischen Viertelfinale und Abstiegsgespenst ist es nicht weit, das ist die Erkenntnis der letzten Wochen.

Trotzdem es einige fragwürdige Entscheidungen von Poss gab, so etwa den Einsatz des indisponierten Berliner Keepers Oliver Jonas gegen die Schweiz, stehen wir deutlich hinter dem ehemaligen Nürnberger Trainer. Auch dem Verband ist kein Vorwurf zu machen. Vielmehr muss man die DEL noch mehr zur Zusammenarbeit bei der Nachwuchsförderung aufrufen - die Konzepte des Verbandes sind hier durchaus ausreichend und werden international gelobt. Die Führungsetage des Verbandes um Hans-Ulrich Esken und Franz Reindl ist kompetent und unverbraucht. Es ist nicht zu erkennen, dass eine alternde "Boy-Group" Truntschka/Kießling/Amann/Hiemer es besser machen würde. Alles nur großes Geschrei und wenig Greifbares.
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