Klaus Kathan und ein Crash-Kurs in Sachen NHL-Eishockey
"So ein wahnsinniges Tempo habe ich nicht erwartet"
Ein bisschen schwindelig wird Klaus Kathan schon in diesen Tagen. "So ein wahnsinniges Tempo habe ich nicht erwartet", sagt der Kasseler Stürmer, der derzeit mit der deutschen Nationalmannschaft in Salt Lake City einen Crash-Kurs in Sachen NHL-Eishockey erhält. Staunend erlebt der DEL-Profi, immerhi
n bester deutscher Scorer in der Vorrunde, wie die Größten seiner Sportart um ihn herumwirbeln. Erträumt hat er sich dieses Rendezvous mit seinen Idolen, die er alle nur aus dem Fernsehen kannte. Doch so recht genießen kann er es nicht. "In fünf Jahren freue ich mich, dass ich gegen solche Stars gespielt habe. Jetzt will ich die Runde nur einigermaßen überstehen", meint der Musterschüler von Bundestrainer Hans Zach, der innerhalb von einem Jahr im Klub und in der Nationalmannschaft zum Leistungsträger gereift ist.
Lernen will der 25-Jährige aus Bad Tölz. Bei seinen ersten Olympischen Spielen hat er die beste Gelegenheit dazu. Denn in der Endrunde von Salt Lake City stehen die Besten der Besten auf dem Eis. Und die führen Kathan und Co. - wie die Tschechen bei der 2:8-Lektion am Freitag - ganz unsanft in die ungewohnte, neue Eishockey-Welt. "Am Anfang wussten wir überhaupt nicht, was da passiert", sagt Kathan und denkt an den beeindruckenden Angriffswirbel des tschechischen Starensembles um den fünfmaligen NHL-Scorerkönig Jaromir Jagr: "Das war so schnell, so komplett neu für uns."
So richtig einordnen kann der Stürmer der Kassel Huskies, der mit dem DEB-Team vor zwei Jahren noch gegen Estland und die Niederlande spielte, diese neue Erfahrung bisher nicht. "Ich werde den Unterschied wohl erst richtig merken, wenn die DEL wieder losgeht. Dann denke ich: Hey, ist das hier langsam." Zeit zum Lernen haben Kathan und seine Kollegen noch bis Mittwoch, dann steht das Viertelfinale auf dem Programm - höchstwahrscheinlich die letzte Lektion der Lehrmeister aus der stärksten Eishockey-Liga der Welt.
Ein bisschen hofft Kathan, dass der Crash-Kurs bis dahin schon etwas gebracht hat. "Vielleicht haben wir uns bis zum Viertelfinale schon an dieses Tempo gewöhnt", sagt der frühere Rosenheimer und macht sich und seinen Kollegen Mut: "n einem Spiel geht es dann um alles oder nichts. Warum soll nicht mal alles zusammenpassen?"
Damit alles zusammenpasst, müsste das deutsche Team "einen überragenden Torhüter" haben, meint Trainer Zach. Der Nürnberger Marc Seliger, der in der Vorrunde glänzend hielt, und der Münchner Christian Künast seien "gut, aber nicht überragend". Olaf Kölzig, der NHL-Goalie von den Washington Capitals, erfüllt die Zachschen Anforderungen. Doch der 31-Jährige wird wegen eines Innenbandanrisses im linken Knie auch im Viertelfinale nicht zur Verfügung stehen. Und kann nur zuschauen, wie seine Kollegen ihre Lektion lernen - und versuchen, dabei nicht ganz die Orientierung zu verlieren.
Quelle: Deutscher Eishockey Bund (DEB)
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