NHL-Talentziehung: Sulzer und Seidenberg meldeten sich nicht an
Kein deutscher Spieler beim alljährlichen Entry Draft ausgewählt.
Im Sommer 2001 war es noch die Rekordzahl sieben. In diesem Jahr wurde leider kein deutscher Spieler beim alljährlichen NHL Entry Draft ausgewählt. Am 22./23. Juni wurden im Air Canada Center in Toronto in insgesamt neun Runden 281 Nachwuchstalente aus aller Welt von den NHL-Teams ausgewählt. Die sc
hlechteren Teams der abgelaufenen Saison haben die ersten Wahlrechte, die genauen Positionen werden per komplizierte Lotterie knapp zwei Monate vor dem Draft festgelegt. Erwartungsgemäß wählten die Florida Panthers das kanadische Supertalent Jay Bouwmeester aus. Aber nicht als Nr. 1. Denn Minuten vor Beginn des Drafts hatten sich Columbus und Florida abgesprochen, wer welchen Spieler haben will. So tauschten Florida und Columbus ihre Draftposition und Columbus konnte wie gewünscht vor Atlanta Rick Nash als Nr. 1 auswählen. Atlanta wiederum wollte entweder Nash oder den finnischen Torhüter Kari Lehtonen, aber keinen Verteidiger. So holte man Lehtonen und Florida kurz darauf Bouwmeester und alle drei Teams waren zufrieden. Bis auf Bouwmeester, der lieber als Nr. 1 in die Geschichte eingegangen wäre.
Aus deutscher Sicht war es dieses Mal kein großes Ereignis. Zur Wahl standen die Spieler Felix Petermann (EV Füssen), Yannic Seidenberg (Adler Mannheim) und Alexander Sulzer (ESV Kaufbeuren). Eigentlich. Aber tatsächlich war es nur Felix Petermann. Da alle drei Deutschen zum ersten Mal zur Wahl standen, mussten sie sich bis zum 1.Mai für den Draft anmelden. Und lediglich Petermann tat dies. Alexander Sulzer zog es vor noch ein Jahr zu warten und meldete sich nicht an. Aufgrund einer Verletzung bestritt er nur 18 Pflichtspiele und konnte nicht an der U-18-WM teilnehmen. Sein Potenzial war den Scouts bekannt, doch in punkto Fitness und Entwicklung hätte hinter seinem Namen ein Fragezeichen gestanden. Topfit wäre er ein Kandidat für die ersten drei Runden, aufgrund seiner Verletzung wäre er weit zurückgefallen. Als erste Wahl eines NHL-Teams genießt man verständlicherweise zukünftig mehr Aufmerksamkeit als das achte oder neunte Talent. Bleibt zu hoffen, dass Alexander Sulzer nächste Saison verletzungsfrei bleibt und den erwünschten Sprung in die vorderen Ränge schafft.
Ähnliches gilt für Yannic Seidenberg, der sich ebenfalls nicht anmeldete. Jedoch nicht aus verletzungsbedingten Gründen, sondern er will in der neuen Saison noch mehr auf sich aufmerksam machen um so wie Sulzer einige Plätze gut zu machen. Die Philadelphia Flyers hatten durchaus Interesse auch den jüngeren Bruder von ihrem letztjährigen Draft Pick Dennis Seidenberg auszuwählen, doch das Computersystem zeigte an, dass er nicht zur Wahl steht. In Runde 4, an Stelle 123, versagte selbiges Computersystem übrigens. Bevor der jeweilige Team-Verantwortliche den Spielernamen verkündet, rückversichert er sich durch das Computersystem, in dem alle Nachwuchsspieler gespeichert sind. Die Edmonton Oilers wählten Robin Kovar aus, der laut besagtem System auch zur Wahl stand. Stunden später wurde diese Auswahl annulliert, denn auch Kovar hatte sich nicht angemeldet.
Felix Petermann, ohnehin relativ weit hinten im Ranking (Europas Nr.90) der unabhängigen Scouts angesiedelt, wurde nicht ausgewählt. Trotz allem verlief der Draft nicht ohne deutsche Beteiligung. An Position 24 wurde Alexander Steen von den Toronto Maple Leafs ausgewählt. Der 18-jährige Schwede und Sohn von Thomas Steen spielte während dessen DEL-Engagement für das Schülerteam der Eisbären Berlin. Ein weiterer Spieler mit "Eisbären-Verwandtschaft" ist Verteidiger Brett Skinner, der von den Vancouver Canucks an Position 68 gedraftet wurde. Sein Vater Tom war Co-Trainer bei den Eisbären. In Runde 7, an Stelle 221 wählten die St. Louis Blues den schwedischen Stürmer Jonas Johnsson aus. Der 32jährige spielte zwei Jahre (1996-98) für die Landshut Cannibals in der DEL. Direkte DEL-Beteiligung folgte ein paar Minuten später, als die Minnesota Wild als Nummer 237 den Österreicher Christoph Brandner von Pinguinen aus Krefeld auswählten. Österreicher, Norweger, Ungaren, Dänen - selbst ein auf den Bahamas geborener Kanadier wurde gedraftet. Auch Nachbarland Schweiz konnte mit insgesamt fünf ausgewählten Spielern sehr zufrieden sein.
Involviert war am ersten Tag lediglich der Deutsche Jochen Hecht, der von den Edmonton Oilers gegen zwei Draftrechte and Buffalo abgegeben wurde. Neben Neu-Trasher Vyacheslav Kozlov übrigens der einzige größere Wechsel, ansonsten blieb es verhältnismäßig ruhig. Letztes Jahr sorgte der berüchtigte Manager der New York Islanders, Mike Milbury, noch mit den Verpflichtungen von Peca und Yashin für Furore.
Auf mehr deutsche Beteiligung ist beim CHL Import Draft am 26./27. Juni zu hoffen. An diesen Tagen wählen die besten Juniorenmannschaften Nordamerikas aus dem großen Topf europäischer Talente aus. Definitiv mehr deutsche Beteiligung wird es dann beim nächsten NHL Entry Draft 2003 in Carolina geben. Zu Seidenberg und Sulzer gesellen sich dann Talente wie Ehelechner, Kink oder Koslow. Ohnehin wird der deutscher 85er Jahrgang höher als der 84er angesiedelt.
Quelle: Deutscher Eishockey Bund (DEB)
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