Riessersees Trainer Gailer ist sauer
SCR bekommt keine Verstärkung für das Derby gegen Bad Tölz
Peter Gailer wirkte angesäuert, dabei hatte er eigentlich allen Grund, freundlich drein zu blicken. Trotz eines Vier-Punkte-Wochenendes war die Stimmung eingetrübt. Das Gespräch, das Gailer am Donnerstagabend vergangener Woche mit Max Fedra, dem Manager der München Barons, führte, war der Auslöser,
weil es nicht so verlief, "wie ich das erhofft hatte", sagt der Trainer des SC Riessersee.
Zur Erinnerung: Während der Olympia-Pause wollte Fedra Andrej Strakhov, Manuel Kofler und Peter Abstreiter beim SCR parken, um dem Trio, das bei den Münchner nur wenig Eiszeit erhält, Spielpraxis zu geben. Im Gegenzug sollten die SCR-Talente Stefan Schauer und Martin Hinterstocker bei den Barons aushelfen, falls dort Not am Mann ist. Mit Leben wurde diese Vereinbarung bisher nicht erfüllt, und wohl auch in Zukunft nicht. Bei etwas gutem Willen hätten Strakhov, Kofler - Abstreiter war verletzt - schon drei Spiele für den SC Riessersee bestreiten können, "doch sie hielten es für nötiger, Urlaub zu machen, wollten sich lieber von den DEL-Strapazen erholen", weiß Gailer.
Die drei für das Derby gegen den EC Bad Tölz abzustellen, lehnte Max Fedra ab, da mit den Schröder-Zwillingen und Peter Kathan junior drei ECT-Spieler eine Förderlizenz für den Deutschen Vizemeister besitzen. Lediglich für die Partie am Sonntag in Duisburg stellte Fedra seine drei Quoten-Deutschen in Aussicht. Für Gailer eine inakzeptabler Vorschlag und ein Diktat. "Das ist ein Kasperltheater und keine Hilfe vom großen Bruder", erregte er sich. "Diesen Quatsch mache ich nicht mit."
Verständlich wird seine schlechte Laune vor dem Hintergrund, dass Konkurrent Duisburg am vergangenen Wochenende sieben Förderlizenzspieler, darunter die beiden ehemaligen Garmisch-Partenkirchner Markus Jocher und Benjamin Hinterstocker, die eigentlich bei den Kölner Haien unter Vertrag stehen, einsetzte. Sollte kein Konsens möglich sein, dann will Gailer Gleiches mit Gleichem vergelten, wird der SC Riessersee weder Schauer noch Hinterstocker die Freigabe für die Münchner erteilen. "Wir machen das dann eben auch so", sagt Gailer. Selbstvertrauen demonstriert er, sieht sich nicht mehr in der Rolle des Bittstellers, nachdem sportlich ein kleiner Aufschwung sichtbar ist und sich die vielen Verletzten - bis auf Duane Dennis - dank der Kunst der Mediziner wieder gesund meldeten.
Der finanziell angeschlagenen GmbH kann hingegen nur eine ordentliche Finanzspritze helfen. Wer die setzen soll - großes Fragezeichen. "Wir wollen Eishockey in Garmisch nicht sterben lassen", sagt Paul Karl, dafür arbeite er 72 Stunden pro Woche. Und zumindest für die kommende Saison, egal in welcher Liga, gibt's Hoffnung. "Einige Sponsoren haben angekündigt, weiter zu machen", berichtet Karl.
Auch mehrere DEL-Klubs, darunter Mannheim, Nürnberg und München haben Bereitschaft zur Hilfe signalisiert, sehen den SC Riessersee als mögliches Farmteam. Allerdings ist ihr Entgegenkommen wohl nicht ganz uneigennützig. Partizipieren von der guten SCR-Nachwuchsarbeit wollen sie. Immerhin feierten die DNL-Jugend und die Junioren in der jüngeren Vergangenheit mehrere Deutsche Meisterschaften, zuletzt in der Saison 2000/01. Vor diesem Hintergrund ist der SCR ein interessantes Spekulationsobjekt - trotz oder gerade wegen der drohenden Pleite.
Quelle: Merkur Online
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