Irreguläre Bedingungen in Bremerhaven
Pleiten, Pech und Chaos beim Spiel gegen Regensburg
Bremerhaven (ol). Es hatte mehr mit Skifahren zu tun als mit Eishockey, aber der 3:2 (0:2, 0:0, 2:0)-Sieg nach Penaltyschießen des Eishokey-Zweitligisten REV Bremerhaven gestern Abend vor 1600 Zuschauern im Eisstadion gegen die Eisbären Regensburg wurde gewertet.
Diese Partie stand unter dem Motto "Pleiten, Pech und Chaos." So etwas hatte es in Bremerhaven noch nie gegeben, denn 40 Minuten lang fand das Spiel unter irregulären Bedingungen statt. Nach dem ersten Drittel konnte kein neues Eis gemacht, werden, weil die Hydraulik-Ölpumpe am Zamboni, der Eismaschine, geplatzt war. Der zweite Zamboni im Eisstadion ist über 30 Jahre alt und dient nur als Ersatzteillager. Dummerweise passten die Teile nicht zusammen. Peinlich.
Dann gab es ein weiteres Problem: Schiedsrichter Györgyicze (Troisdorf) hatte die REV-Trikots moniert und verlangte, dass die Pinuine in den himmelblauen Warmlauftrikots spielen müssten. Das ging aber nicht, weil die schon in der Waschmaschine waren. REV-Betreuer Werner Macziurga: "Ich hab dem Schiri ein Regensburger und eines unserer Trikots vorgelegt und er hat gesagt, es sei okay. Dann meinten meine Spieler: Werner, wasch die, die stinken. Und dann hab ich sie in die Waschmaschine gestopft."
Doch das war nur ein Nebenkriegsschauplatz. Aus München kam die Nachricht: ?Der Zamboni muss innerhalb von 45 Minuten repariert werden können, ansonsten muss das Spiel abgebrochen und neu angesetzt werden, wenn nicht beide Trainer bereit sind, weiterzuspielen.? Die Reisekosten für Regensburg bei einer Neuansetzung, die bei 0:0 begonnen hätte, müsste dann der REV tragen.
Doch derweil hatten die REV-Trainer bereits zugesagt, dass sie zur Not auch ohne neues Eis weiterspielen würden. Kühnhackl wollte auch nicht erneut in den hohen Norden reisen. Die Fahrt war ihm zu lang und außerdem führte sein Team nach dem ersten Drittel ja mit 2:0.
Doch zunächst zum ersten Drittel: Die REV-Fans waren enttäuscht, denn es kam nun doch nicht zum Comeback des "Sputnik-Sturms", weil Sergej Janzen nicht auflaufen konnte. Vor dem Spiel hatte er sich noch einmal an der lädierten Schulter untersuchen lassen, und die Ärzte rieten von einem Einsatz ab. Das Spiel begann mit mehr als einer halben Stunde Verspätung. Die Regensburger waren bei Hannover im Stau steckengeblieben. Die REV-Spieler schlugen die Zeit tot und wurden dabei offenbar müde, denn nur so ist es zu erklären, dass sie die Anfangsminuten verschliefen. Torhüter Greg Gardner wurde mit einer ganzen Reihe gefährlicher Schüsse eingedeckt und musste dann auch in der 4. Minute hinter sich greifen, Das 0:1 ging völlig in Ordnung, denn vom REV kam nicht viel, während Regensburg immer wieder herrlich kombinierte und sich so Chancen erspielte.
Die Pinguine wirkten nervös, die Zuordnung stimmte nicht und auch Läuferisch war das zu Beginn nicht berauschend, was sie auf dem Eis zeigten. Selbst eine frühe Überzahlsituation verbesserte das nicht (5.), es wurde wieder ein Pass zuviel gespielt, anstatt den Zug zum Tor zu suchen.
Der REV hatte Glück, als Gauvreau, der schon das 1:0 für die Eisbären erzielt hatte, erneut traf, der Puck aber aus dem Tor wieder ins Feld sprang (9.). Der Schiedsrichter hatte nicht gesehen, dass es ein regulärer Treffer war. Das war Regensburg egal, denn nur eine Minute später erhöhten die Gäste nach schönem Spielzug auf 2:0.
Nur Gardner verhinderte ein frühes Debakel. Später bemühte sich der REV mehr, aber manchmal war es erschreckend, wie leicht sie den Puck schon im Aufbauspiel verloren.
Nach dem Drittel-Chaos war der REV besser. Man, was hatten die Bremerhavener plötzlich für Großchancen, aber sie konnten den Puck nicht über die Linie zwingen. Dann hatten die Pinguine zwei Mann mehr auf dem Eis. Pavlov nahm eine Auszeit, um seine Jungs neu einzustellen, und wieder gab es dramatische Einschussmöglichkeiten, aber es gab kein Tor. War es das Eis oder war es eigene Dummheit?
Die Spieler, vor allem die technisch versierten Regensburger, hatten Probleme mit dem Eis, das durch die warmen Temperaturen ohnehin schon zu weich war. Aber richtig schlecht war im zweiten Drittel der Schiedsrichter, der den Überblick verlor und die Partie kaputt pfiff.
Der verletzte REV-Stürmer Danny Albrecht meinte vor dem Schlussdrittel: "Das Eis ist brutal und das wird noch schlimmer. Da kann man nicht mehr richtig laufen und die Pässe kommen nicht mehr an. Im zweiten Drittel war es ein Schiedsrichterspiel, weil er so schlecht war, nun wird es ein Kampfspiel und da haben wir vorteile."
Der Mann hat Ahnung: Dan Del Monte erzielte in Überzahl nach einem Traumpass von Kapitän Craig Streu das 1:2 (44.). Del Monte musste kurz danach pausieren, denn er kassierte wegen Stockchecks eine Spieldauerdisziplinarstrafe und ist nun auch am Sonntag in Straubing gesperrt. Man kann den Kampf auch übertreiben. Das war ein Bärendienst, denn der REV war klar besser und dem Ausgleich nah.
Als Del Monte die Dusche genoss und es immer nebliger wurde, gaben seine Kollegen alles, kämpften die Gäste nieder und glichen durch Streu aus (58.). Es ging in die Verlängerung, in der Regensburg viel besser war. Aber die Pinguine retteten sich ins Penaltyschießen. Da traf nur Dylan Gyori. Er und Gardner, der gnadenlos gut hielt, wurden zu den Helden.
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