"ich muss mich noch einmal richtig pushen"
Interview mit Joshua Samanski
|
Joshua Samanski. Foto: Ravensburg Towerstars.
|
Interview
Das "ABC" des Eishockeys hat der großgewachsene (1,91 cm) Center Joshua Samanski in Erding erlernt, ist danach mit 13 Jahren zu den Mannheimer Jungadlern gewechselt, um dann nach Kanada in die OHL (Ontario Hockey League) zu gehen.
Das erste Jahr verbrachte er noch aufgrund seines jungen Alters in der Ontario Junior Hockey League bei den Brandfort 99ers, unterzeichnete dann aber Ende Juni 2019 einen Vertrag mit der OHL Organisation der Owen Sound Attack.
Da der Spielbetrieb dort noch ruht, sah sich sein Agent nach einer Spielmöglichkeit für den vor Tatendrang strotzenden Samanski Junior um. Da er das Ausländerkontingent nicht belastet, landete er schließlich bei den Ravensburg Towerstars, wo er für die kommende U-20 WM wenigstens etwas Spielpraxis sammeln kann.
Wer war Ihr Idol, als Sie aufgewachsen sind?
Sid Crosby war mein Vorbild, den habe ich sehr gemocht - er hat verkörpert, was ich auch mal werden wollte. Klar, zählt mein Vater (John Samanski - u.a. Kölner Haie {90/91}, TSV Erding) auch dazu, wer weiß, ob ich ohne ihn überhaupt zum Eishockey gekommen wäre und Tipps bekomme ich auch von ihm! Aber ich muss doch sagen, dass es mir von Spielern, die ich selbst gesehen habe, Crosby am meisten angetan hatte und hat.
Wie kam es, dass Sie im Sturm gelandet sind?
Das konnte ich mir eigentlich nicht aussuchen, da ich zuerst durch meinen Vater, der ja auch Mittelstürmer war, glücklicherweise direkt in diese Richtung gedrängt wurde - seine "8" war in meiner Kindheit meine Rückennummer und als ich hier nach Ravensburg kam, die "8" frei war, dachte ich, es wäre doch ganz nett, sie wieder zu nehmen!
Ich bin praktisch als Center groß geworden, habe mein ganzes bisheriges Leben dort gespielt. Ich muss aber auch sagen, dass ich es schon immer echt cool fand, vorne zu sein und Tore vorzubereiten oder selber zu schießen! Die anderen Positionen hätten mir auch nicht so viel Spaß gemacht!
Sie haben in Deutschland Eishockey gelernt, gingen mit 16 Jahren nach Kanada in die Ontario Hockey League (OHL). Worin liegen die Unterschiede zwischen dem deutschen und dem kanadischen Eishockey? Lassen wir mal den Größenunterschied der Eisfläche außen vor!
Ja, aber die unterschiedliche Größe der Eisfläche ist die Grundlage für die Unterschiede! Die Geschwindigkeit der Kombinationen, des Spiels ist höher. Man hat weniger Zeit zu reagieren, alles ist irgendwie schneller und in meinen Augen auch kreativer! Aber ich habe auch lange nicht mehr in Deutschland gespielt. Sollte ich jetzt die DEL2 und die OHL vergleichen, würde ich sagen, dass es hier mehr so ein Profi-Spiel ist, mehr Dump & Chase, also weniger Pässe, mehr Forechecking - während es in der kanadischen Liga mehr Kreativität gibt, mehr Pässe gespielt werden.
Sie spielen jetzt hier bei den Ravensburg Towerstars, sind ausgeliehen - erzählen Sie mal!
Ich stehe bei "Owen Sound Attack" (OHL) unter Vertrag und bin, da die Saison dort noch nicht beginnt, hier nach Ravensburg ausgeliehen. Sobald ich von meinem Arbeitgeber Owen Sound Attack die Aufforderung bekomme zurückzukommen, werde ich die Towerstars verlassen!
Nach Weihnachten findet ja die U-20 Weltmeisterschaft in Edmonton und Red Deer (25.12. - 05.01.) statt und Sie sind dabei!
Ja, am Sonntag ist der Treffpunkt in Füssen, wo alle aus dem Kader zusammenkommen und noch eine gute Woche gemeinsam trainieren, uns auf die Weltmeisterschaft vorbereiten und danach rüberfliegen.
Mit anderen Worten, Sie werden für Ihre Towerstars am Freitag nur noch ein Spiel bestreiten?
Das muss noch genau abgeklärt werden. Am Freitag hoffe ich auf das Spiel gegen Kaufbeuren und am Sonntag müssten wir nach Landshut - aber da könnte ich sowieso nicht mehr mit! Nach der WM würde ich aber noch einmal zurückkommen, da nach jetzigem Stand der Dinge die Trainingscamps erst am 20. Januar beginnen würden. Also, ich komme wieder!
Wie gefällt Ihnen Eishockey ohne Zuschauer?
Das ist sehr gewöhnungsbedürftig - nicht so gut! Ich bin in den letzten Jahren in der OHL das Spielen vor vollen Hallen gewohnt. Es fühlt sich nicht wie eine richtige Profisaison an und ich muss mich noch einmal richtig pushen. Die Fans stärken einem schon den Rücken, machen einem Dampf und kitzeln noch mal eine Extraleistung aus einem raus! Ohne Zuschauer fehlt etwas! Da es verboten ist, soll es so sein - aber ich bin froh wenigstens spielen zu können!
Beschreiben Sie mal Ihren Spielstil!
Jeder Mittelstürmer sollte eigentlich sowohl defensiv als auch offensiv agieren können. Ich denke eigentlich, dass ich beides ganz gut beherrsche - im Englischen heißt das "two way forward", übersetzen würde ich das: in beiden Zonen sehr stabil spielen und gute Pässe geben kann. Daraus kann auch geschlossen werden, dass ich eher Tore vorbereite, als sie selber zu schießen!
Wie ist das für Sie, wenn Sie für die deutsche Eishockeynationalmannschaft auflaufen?
Das ist eine ganz große Ehre für mich und ich freue mich auch schon sehr auf die WM, es ist etwas ganz Besonderes und prestigeträchtig. Ich freue mich auch schon auf das Treffen mit einigen Jungs - es wird eine tolle Veranstaltung werden!
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit zu diesem Gespräch genommen haben!
Ivo Jaschick.
|