Zurück zur Dominanz?
Saisonvorschau Eisbären Berlin
Vorschau
Diesen Herbst müssen die Fans der Berliner Eisbären auf ein gewohntes Ritual verzichten: Es wird kein neues Meisterbanner unter das Hallendach der heimischen O2-World gezogen, denn den Titel verlor man an Ingolstadt und damit auch die Dominanz in der Liga, die das Team zuletzt ausgemacht hat. Spannend wird nun die Beantwortung der Frage, wie der größtenteils gebliebene Stamm der Mannschaft mit der neuen Situation umgeht. Reißt der Faden oder schicken sich die Berliner zu einer neuen Phase der Dominanz an?
Fest steht, dass die Berliner aufgrund ihrer finanziellen Möglichkeiten und auch wegen der über Jahre entwickelten professionellen Organisation wohl kaum einen Absturz in die Bedeutungslosigkeit zu befürchten haben. Zwar musste auch die Berliner Anschütz-Filiale zuletzt den Gürtel enger schnallen, aber das Personalbudget liegt immmer noch am oberen Ende der Skala imm DEL-Vergleich. Mit Verpflichtungen klangvoller Namen hielt man sich trotzdem zurück. Der einzige "Star-Transfer" des Sommers war eigentlich gar nicht eingeplant. Doch die Verpflichtung des 36-jährigen Finnen Petri Vehanen für die Position des Stammtorhüters wurde nötig, als der langjährige Eisbären-Rückhalt Rob Zepp sich mitten in der Sommerpause unerwartet der Organisation der Philadelphia Flyers anschloss. Immerhin wurde durch das mutmaßliche Top-Gehalt Zepps auch die Möglichkeit wahr, einen Stammkeeper aus der russischen Kontinental Hockey League (KHL) loszueisen. Vehanen stand als Keeper von Lev Prag sogar im Finale der wohl zweitbesten Liga der Welt, doch die Tschechen mussten sich dann im Sommer wegen finanzieller Schwierigkeiten aus der Liga zurückziehen. Wenn die Eisbären aber nicht zugegriffen hätten, wäre wohl ein anderer KHL-Club beim Finnen zum Zuge gekommen. So aber können die Berliner sicher sein, aus der Not eine Tugend gemacht zu haben, denn Vehanen steht vom Leistungsvermögen her Zepp keinesfalls nach. Zumal auch die Position des Ersatz-Torhüters neu besetzt wurde. Der hoch talentierte Mathias Niederberger dürfte den zwar sympathischen aber nicht mehr durchweg überzeugenden Sebastian Elwing mehr als nur ersetzen.
In der Verteidigung gibt es gegenüber der Vorsaison gar keine nennenswerte Veränderung - noch nicht. Den Italiener Alex Trivellato schickte man eine Woche vor Saisonstart als überzähligen Defender nach Dresden zum Farmteam, Rückkehr allerdings nicht ausgeschlossen. Auch eine Neuverpflichtung während der Saison ist im Verteidiger-Feld durchaus denkbar, zumal die Berliner nach der Einbürgerung von Petr Pohl erst sieben Ausländerlizenzen verbraten haben.
Apropos Petr Pohl: Der gebürtige Karlsbader ist der Neuzugang der Berliner im Sturm und deutete in den Champions League Partien vor allem gegen Djugarden Stockholm an, dass er ein echter Glücksgriff sein könnte. Er ist schnell, technisch versiert und verfügt über Auslandserfahrung aus Finnland und Nordamerika, nur die NHL hat er bislang nicht in seine Vita aufnehmen können. Doch in Berlin stellt er qualitativ höchst wahrscheinlich eine große Verstärkung nach, da die wichtigsten abgewanderten Stürmer Mads Christensen, Daniel Weiß und insbesondere Kris Sparre den hohen Anforderungen der Eisbären nicht unbedingt entsprachen.
Qualität und vor allem Konstanz und Kontinuität ist in Berlin auf alle Fälle auszumachen. Auch das wichtige Signal des Managements, trotz der enttäuschenden Vorsaison weiterhin mit Trainer Jeff Tomlinson zu arbeiten, sei hier positiv hervorgehoben. Doch nun gibt es keine Entschuldigungen mehr, Tomlinson und sein "schießendes Personal" müssen liefern - um es mal mit Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen zu sagen. Gelingt das nicht, dürfte Tomlinson im nächsten Frühjahr ein Fall für die Selbstverteidiung sein.
Fazit: Berlin kommt dieses Mal wieder näher an die Titelentscheidung heran. Das Halbfinale wird es mindestens, auch die Endspielserie ist möglich. Ein echter Titelfavorit wie in früheren Jahren sind die Eisbären indes nicht mehr.
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