"Unseren Part beitragen!"
Interview mit Kölns Moritz Müller
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Moritz Müller. Foto: City Press.
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Interview
Kölns Moritz Müller spricht in einem Interview mit Ivo Jaschick über das Virus, die Aussichten auf die neue Saison, die Spielergewerkschaft und seinen Freund Leon.
Moritz Müller, es hat sich so viel ereignet, dass ich gar nicht weiß womit ich anfangen soll - aber ich denke, alles hängt von der Corona-Pandemie ab! Wie geht es Ihnen und der Familie?
So weit geht es uns gut, wir sind gesund und können uns im Grunde genommen nicht beklagen. Wären da nicht die Einschränkungen durch das Corona-Virus. Alleine die KITA-Schließung, die nicht nur unser Leben etwas durcheinandergebracht hat. Oder auch die Unsicherheit bei uns im Eishockey, wie es jetzt weitergeht. Aber mit diesen Problemen, und sogar noch viel schlimmer, haben ja sehr viele zu kämpfen - wer weiß, wie lange uns das noch beschäftigt.
Die Saison (Sie spielen ja mit dem Ziel: Play Offs) abgebrochen, keine WM (ein weiterer Höhepunkt!) - wie ist Ihre Gefühlslage?
Die Vorrunde wurde ja zu Ende gespielt, und wir Haie haben die Endrunde verpasst! Von daher war die Saison für uns sowieso schon gelaufen. Aber für die anderen Vereine ist es natürlich weniger schön. Die Absage der Weltmeisterschaft ist schon sehr schade - es wäre meine achte gewesen!
Viele Vereine kommen durch Corona in eine finanzielle Schieflage - jetzt wurde über die Köpfe der Spieler entschieden, dass sie auf einen Teil des Gehaltes verzichten müssen, um die monetäre Situation der Vereine ein wenig abzufangen! War das der Grund für die Gründung einer Spielervertretung, einer Gewerkschaft - oder seit wann kreiste dieser Gedanke schon in Ihren Köpfen (Patrick Reimer ist auch noch federführend mit dabei)?
Wir hatten uns mit diesem Thema schon länger befasst, aber der Auslöser, dass wir gerade jetzt damit rauskamen, war die Art und Weise, wie das Ganze kommuniziert wurden ist. Keiner von uns hat auch nur im Entferntesten daran gedacht, das wir, das Eishockey von dieser Pandemie verschont bleiben werden. Im Gegenteil, uns war schon bewusst, dass die Veranstaltungsbranche, der Sport, mit am härtesten getroffen wird, da wir auf die Zuschauer, die Fans, angewiesen sind. Es liegt also auch in unserem Interesse, dass unser Verein durch diese Krise kommt und darum werden wir schon unseren Part dazu beitragen. Es ging also mehr um die Art und Weise - wir Spieler wollten es nicht aus den Medien erfahren! Wir wollten und wollen, dass mit uns gesprochen wird und nicht über uns!
Wie sieht Ihre Aufgabe aus? Dient die amerikanische NHLPA (Gewerkschaft der NHL) so in etwa als Beispiel?
Klar, sie ist eine schon über Jahrzehnte gewachsene Institution an der wir uns doch in vielen Dingen orientieren können. Aber ein großer Unterschied besteht schon darin, dass jeder Spieler, der in der NHL einen Vertrag unterschreibt, automatisch Mitglied in dieser Gewerkschaft wird. Das ist hier bei uns nicht machbar, da die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft in Deutschland freiwillig ist. Wir sind noch in der Anfangsphase hier in Deutschland, haben aber schon etliche positive Rückmeldung von vielen Spielern bekommen!
Wieder das fiese Virus - was denken Sie, wird es wieder eine Eishockeysaison 20/21 geben? Und wie wird sie aussehen?
Ich glaube, das weiß im Moment keiner so genau. Alles liegt noch im Argen! Auch wir warten gespannt auf jede neue Meldung, wie es weitergehen soll! Es gibt immer wieder Äußerungen, dass Massenveranstaltungen verboten sind. Für unseren Sport, für unsere Vereine, ist es natürlich sehr wichtig, dass wir wieder unserem Beruf nachgehen können. Die Vereine brauchen die Einnahmen der Zuschauer, wir die Fans und die Wettkampferfahrung! Keiner weiß halt so genau, wie es weitergehen wird. Klar, sollte über eine längere Zeit kein Eishockey vor Zuschauern möglich sein, müsste man sich über Konzepte Gedanken machen. Aber ich denke, dass genauso wie wir Spieler uns danach sehnen, wieder auf dem Eis stehen zu können und vor Fans zu spielen, so sehnen sich die Fans genauso danach, uns wieder in der Arena spielen zu sehen! Wir sind alle voneinander abhängig und deswegen hoffen wir, dass wir die Pandemie irgendwie in den Griff bekommen und wir wieder zur Normalität, auch bei unseren Eishockeyspielen, zurückfinden.
Wie halten Sie sich fit? Wieder auf dem Eis?
Ja, mittlerweile sind wir wieder in Kleingruppen auf dem Eis, aber an ein geregeltes Training ist noch nicht zu denken! Zuzüglich kommen noch individuelles Kraft-, Ausdauer- und Schnelligkeitstraining hinzu - für uns Spieler hat sich nicht geändert! Für mich persönlich kommt diese unfreiwillige Pause vielleicht gar nicht mal so ungelegen, da ich so nach meiner Verletzungspause und den körperlichen Strapazen der letzten Jahre wieder besonders ausgeruht und fit in die neue Spielzeit gehen kann. Wir Spieler müssen topfit sein, wenn es dann irgendwann losgeht. Ich bin wirklich gespannt, wie und wann es weitergeht - keine Ahnung!
Ihr Freund Leon hat Geschichte geschrieben, ist in der NHL sogar Topscorer!
Jeder, der in der NHL spielt, muss schon was drauf haben. Wir kennen ihn ja auch aus Köln, von der Nationalmannschaft und wir wissen schon wie gut er ist. Aber jetzt mit der "Art Ross Trophy" als punktbester Skorer ist er in den Kreis der weltbesten Eishockeyspieler aufgestiegen!
Danke für das nette Gespräch und ein hoffentlich baldiges Ende von Corona!
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