Eisbären stehen im "Bruderduell" unter Druck
Saisonziel Platz acht ist ernsthaft in Gefahr
Eher gereizt ist derzeit die Stimmung bei den Eisbären Berlin, die wie die Barons der Anschütz Entertainment Group (AEG) angehören. Nach zuletzt drei Niederlagen aus den letzten vier Spielen und gerade einmal sechs mageren Törchen aus diesen Matches ist das erklärte Ziel Platz acht ernsthaft in Gefahr. Insgeheim hat man in Hohenschönhausen sogar mit einem Platz unter den ersten Vier gerechnet, die Realität sieht freilich ganz anders aus. Zu den Playoff-Rängen fehlen fünf Punkte. Die größte Schmach für die Eisbären dürfte aber sein, dass man mittlerweile nicht mehr die Nummer Eins in der Hauptstadt ist.
Die Capitals haben punktemäßig überholt, und das, obwohl den Caps zum Saisonstart sechs Punkte abgezogen wurden.
Dass unter diesen Voraussetzungen der Stuhl von Trainer Uli Egen nicht mehr den festesten Stand hat, verwundert da nicht. Detlef Kornett, der Europabeauftragte der AEG, gab zwar zu verstehen, dass der Trainerstab in Ruhe weiter arbeiten könne, der sportliche Leiter Peter John Lee teilt diese Auffassung aber scheinbar nicht. Zumindest erinnerte er an die Vorsaison, als man sich viel zu spät von Trainer Glenn Williamson getrennt hatte. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Aber auch Lee ist nicht frei von Kritik. Zwar ereilte die Eisbären das Verletzungspech, als eine Zeit lang der komplette erste Sturm mit Steve Walker, David Roberts und Steve Larouche ausfiel, die anderen Neuverpflichtungen, an denen Lee immerhin auch beteiligt war, konnten diese Lücken nicht einmal ansatzweise füllen. Die Enttäuschung der Saison ist sicherlich Ed Patterson (in der Vorsaison Mannschaftkollege der Barons Derek King und David Oliver in Grand Rapids), der mit einigen Vorschusslorbeeren bedacht gerade einmal sechs Tore und sechs Assists aufweisen kann. Gleiches gilt für Steve Marinucci, der erst ein mageres Törchen und sieben Assists gesammelt hat. Zudem gehört der US-Amerikaner zu den Schwachpunkten in der Defensive und hat eine Plus-Minus-Bilanz von -9. Und auch Talent Boris Blank, der aus Wilhelmshaven in die Hauptstadt wechselte, kann die ihm zugedachte Rolle nicht erfüllen. Erst gegen Frankfurt am vergangenen Wochenende gelang dem 23-jährigen Nationalmannschaftsanwärter sein erster Treffer.
Überzeugen konnte dagegen das zweite Ex-Wilhelmshavener Talent im Eisbären-Trikot, Eduard Lewandowski. Der 21-jährige kommt bislang auf vier Tore und sieben Assists und ist einer der wenigen Aktivposten in einer schwachen Eisbären-Mannschaft. Und auch Goalie Richard Shulmistra erwies sich als Glücksgriff. Bis zu seinem Ausfall wegen einer Blinddarmentzündung blieb der Kanadier viermal ohne Gegentreffer und konnte eine starke Fangquote von 91,72 Prozent aufweisen. Da auch Reserve-Goalie Klaus Merk an einer langwierigen Handverletzung laboriert, verpflichteten die Eisbären den jungen Oliver Jonas, der aber den Niedergang der Hohenschönhausener auch nicht verhindern konnte. Zwar ist Jonas kein Fliegenfänger, mit einer Fangquote von 87,88 Prozent kann er aber auch keine Spiele im Alleingang entscheiden.
Die Fans im Wellblechpalast sind mittlerweile vom Absturz des ehemaligen Finalteilnehmers restlos bedient. Zuletzt wendeten sie dem Team auf den Rängen den Rücken zu und stimmten Weihnachtslieder an. Die Ansage der letzten beiden Spielminuten wurde frenetisch gefeiert, das Team wurde im Anschluss mit einem gellenden Pfeifkonzert in die Kabine verabschiedet.
Im ersten Saisonspiel zwischen den Eisbären und den Barons sah die Welt für die Berliner noch rosig aus. Erstmals wurden die Barons in einem Pflichtspiel besiegt, mit 6:1 fiel das Ergebnis zudem überraschend hoch aus. Lediglich Derek Plante traf damals im Powerplay für die Münchner. Im Rückspiel folgte aber sogleich die Revanche. Diesmal verließen die Barons das Eis als 6:1-Sieger. Einen Sahnetag erwischte in diesem Spiel die Königsreihe mit Peter Douris (2 Tore + 3 Assists), Derek Plante (1 Tor + 3 Assists) und Derek King (1 Tor + 2 Assists).
|