Tabellenführer Rosenheim stürzt in Bad Nauheim
Letztes Spiel von Barker
Was für ein Spiel am Sonntagabend im Colonel-Knight-Stadion: vor der Saisonrekord-Kulisse von 1.600 Zuschauern (davon gut 500 per Sonderzug aus Rosenheim angereist) schlagen die Roten Teufel Bad Nauheim die Starbulls aus Rosenheim mit 4:3 (2:1, 1:0, 1:2) und stoßen die Bayern damit von Platz eins der Tabelle. Erneut war es die erste Sturmreihe der Gastgeber, die durch Treffer von Kainulainen (2), Pietiläinen und Mader den Sensationssieg perfekt machte.
Wie bereits beim 1:6 am Freitag in Landsberg musste RT-Coach Bill Lochead auf den erkrankten Peppi Eckmair verzichten, für ihn rutschte erneut Sascha Mader in den ersten Block neben die beiden Finnen. Bei den Gästen fehlten mit Hilger und Kühnhauser zwei der zuletzt großen Stützen des Teams von Ron Chyzowski, was sich besonders im ersten Abschnitt bemerkbar machte. In diesem waren es nämlich die Außenseiter, die von der ersten Minute an Gas gaben und die SBR-Abwehr unter Druck setzten. Bereits nach 60 Sekunden war es RT-Kapitän Steffen Michel, der Häusler im Tor der Gäste mit einem Distanzschuss prüfte, und dies sollte auch die Marschroute der Hausherren sein. Immer wieder musste Häusler Schüsse der Teufel parieren, die beste Chance hatte Jan Barta, der den Goalie eigentlich schon umspielt hatte, das Hartgummi fand aber letztendlich nicht den Weg in den Kasten. Eine Überzahl ließ dann aber die RT-Fans dennoch jubeln: als Rosenheims Schneider für zwei Minuten draußen saß, war es Mikko Kainulainen, der Häusler mit einem Distanzschuss aus halblinker Position zum 1:0 überwand. Und die Teufel dominierten weiter die schwerfällig wirkenden Starbulls. Mit viel Kampfgeist und Einsatz setzte man den vermeintlichen Favoriten unter Druck und kam sogar zum 2:0 durch Pieitläinen in der 8.Minute, der ebenfalls mit einem Distanzschuss unter die Schoner von Häusler hindurch erfolgreich war. Einzig eine 5 gegen 3-Powerplaysituation, nachdem gleich zwei Teufel wegen Spielverzögerung auf die Strafbank mussten, konnte Rosenheims Martin zum Anschlusstreffer nutzen (12.). Viel mehr kam da aber nicht von den Bayern, die kämpferisch deutlich unterlegen waren. Anders hingegen die Hausherren, die durch Popp (14.), Kainulainen und Pietiläinen (17.) weitere hochkarätige Chancen hatten, aber mit Glück und Geschick hielt der Rosenheimer Goalie seinem Team den knappen Rückstand.
Wer nun dachte, die Gäste würden mit Druck aus der Kabine kommen, der sah sich getäuscht. Letztendlich spielten sie aber auch nur so gut, wie es die Teufel zuließen, denn diese waren gut in der Partie und behielten das Geschehen weitestgehend unter Kontrolle. Der Drittletzte der Liga stand gut gestaffelt in der Defensive, gleichzeitig praktizierte man ein aggressives Forechecking, das den Starbulls sichtlich nicht behagte. Immer wieder gab es Fehler im Aufbauspiel der Bayern, die dadurch bedingt kaum einmal gefährlich vor den Kasten von Ingo Schwarz kamen. Sein Gegenüber stand nach wie vor mehr im Blickpunkt, nachdem Knihs (22.), Pietiläinen (24.), Stacey und Kainulainen (28.) die besten Chancen hatten, das Resultat zu erhöhen. Jedoch zeigte der Torhüter, dass er nicht umsonst weit oben in den Statistiken der Liga steht. Spätestens ab der Hälfte des Spiels fragte sich somit der RT-Fan, warum das Team nicht immer in dieser Saison diesen Einsatz und Siegeswillen gezeigt hat, denn sonst würde man sich mit Sicherheit nicht so weit unten in der Tabelle wieder finden. An diesem Abend zählte aber nur das Match gegen die Starbulls, die in der letzten Spielminute des zweiten Drittels mit dem Kopf wohl schon in der Kabine waren. Anders ließ es sich nicht erklären, dass urplötzlich noch mal die Finnen Häusler prüften, der jedoch nur mit dem Schoner in die Mitte abwehren konnten, und dort stand Mader goldrichtig, der zum 3:1-Pausenstand einschieben konnte.
Das letzte Drittel war dann an Dramatik kaum zu überbieten: zunächst gab Schiedsrichter Mrchatz einen Treffer von Mader wegen angeblichen Torraumabseits nicht (41.), in der nächsten Szene verfehlte Stacey mit einem Onetimer das Tor nur um Millimeter. In diese Drangphase hinein war es ausgerechnet Rosenheims Koziol, der mit einem überraschenden Drehschuss den Anschlusstreffer für die Gäste erzielte (54.). Koziol bestritt diese Saison ja auch schon ein Match für die Roten Teufel, letztendlich erhielt der Stürmer aber keinen Vertrag in der Kurstadt. Die Hausherren ließen sich von diesem Tor aber nicht schocken und legten nur 90 Sekunden später durch einen wunderschönen Treffer durch Kainulainen auf 4:2 vor. Diesem Tor ging eine traumhafte Kombination der beiden Finnen voraus, die erneut spielerisch und kämpferisch herausragten aus einer kompakten Nauheimer Truppe. Die Freude über den Zwei-Tore-Abstand währte aber nicht lange, denn nur neun Sekunden später klingelte es durch Paderhuber auf der anderen Seite zum 4:3. Da waren noch fünf Minuten zu spielen, und die Gäste machten dementsprechend noch einmal Druck. Mit Glück und Geschick schafften es aber die Roten Teufel, das Ergebnis über die Zeit zu bringen, auch die Herausnahme des Rosenheimer Torhüters sollte keinen Erfolg bringen. Somit fahren die Hessen drei Prestige-Punkte gegen den bisherigen Tabellenführer ein, die hoffentlich für weitere Euphorie bei den Fans und auch den Spielern sorgen wird. Dieses nicht mehr miterleben wird allerdings Verteidiger Josh Barker. Der Kanadier kündigte vor dem Spiel an, dass die Partie gegen Rosenheim sein letzter Einsatz für die Kurstädter sein würde. Der 28-Jährige hat einige Angebote aus der ECHL vorliegen und ist bereits in seine Heimat abgeflogen.
STIMMEN ZUM SPIEL:
Ron Chyzowski: "Das war heute eine Superstimmung hier im Stadion. Mir hat es schon als Spieler immer viel Spaß gemacht hier in Bad Nauheim, und auch heute haben wir ein tolles Spiel zweier Traditions-Mannschaften gesehen. Bad Nauheim hat am Ende verdient gewonnen, denn sie hatten mehr Biss, und es war einfach nicht unser Spiel. Wenn wir unseren Torhüter heute nicht gehabt hätten, wäre das Resultat sogar noch höher ausgefallen. Wir befinden uns derzeit in einem kleinen Tief und machen einfach zu viele Fehler."
Bill Lochead: "Meine Mannschaft hat heute super gekämpft, denn wir wussten, dass wir gegen Rosenheim nur so überhaupt eine Chance bekommen würden. Gegen den Ersten der Liga darf man dem Gegner nie Zeit und Raum geben, ansonsten wird es schwierig. Aber wir haben das gut gemacht und im ersten Drittel nur durch ein 5 gegen 3 ein Gegentor hinnehmen müssen. Bei 5 gegen 5 haben wir aber über 60 Minuten das Spiel weitestgehend kontrolliert und somit ein positives Zeichen gesetzt, dass es mit Willen geht. Nun hoffe ich, dass wir diese positiven Eindrücke in das Spiel gegen Bayreuth mitnehmen können."
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