"Hauptsache ich kann Eishockey spielen!"
Interview mit Herfords Marius Garten
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Marius Garten. Foto: Peggy Nieleck.
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Interview
Marius Garten wurde 1988 in Berlin geboren, wo er auch seine ersten DEL-Einsätze hatte. Nach 10 Jahren in der DEL2 spielt er jetzt in Herford. Nach dem Sieg in Krefeld sprach er mit Ivo Jaschick:
Zu allererst: Herzlichen Glückwunsch zum 33. Geburtstag! Das Geschenk haben Sie heute hier in Krefeld bekommen - ein 6:3 Erfolg! Auf das Spiel kommen wir gleich zu sprechen. Sie sind nach Björn Bombis (38) der Zweitälteste! Wie fühlen Sie sich?
Wir haben schon eine sehr junge Truppe! Wenn man das bedenkt, hört sich "Zweitältester" gar nicht mehr so schlimm an. Ich glaube, ich bin einfach noch jung geblieben, denn ich merke mein "Alter" auch noch nicht. Ich hoffe, dass dies auch noch lange so bleibt - aber, ich werde nicht jünger!
Jeder ist nur so alt, wie er sich fühlt! - Wie kamen Sie überhaupt zum Eishockey?
Meine Eltern haben mir erzählt, dass ich mit drei Jahren mal ein Eishockeyspiel gesehen habe, davon so begeistert war, dass ich sagte: Das will ich auch mal machen! Also haben meine Eltern mich mal zum Probetraining mitgenommen. Ja, was soll ich sagen - dann ging es los! Ich war fasziniert!
Und warum wurden Sie Verteidiger?
Eigentlich war ich bis zum Beginn dieser Saison Stürmer - meine ganze Karriere. Aber jetzt waren wir auf der Verteidigerposition etwas schwach besetzt und da habe ich mir gedacht, dass es vielleicht nicht verkehrt wäre, mal in der Abwehr aufzulaufen. Ich denke, auch von den Resonanzen im Team, dass es ganz gut läuft.
Hand auf´s Herz: was macht Ihnen mehr Spaß?
Wenn ich ehrlich sein soll, ich kann es nicht sagen! Ob im Sturm oder in der Abwehr, das ist vollkommen egal - Hauptsache ich kann Eishockey spielen.
Ist Ihre Spielweise als gelernter Stürmer eher offensiv oder defensiv veranlagt?
(schmunzelnd) Als Stürmer eher defensiv und als Verteidiger habe ich wohl einen größeren Drang nach vorne, also offensiv! Aber ohne meine eigentlichen Aufgaben zu vernachlässigen.
Kommen wir zum heutigen Spiel - wie haben Sie das erste Match als 33 Jähriger gesehen?
Es war schon ein komisches Spiel - es ging auf und ab. Das ein oder andere hätten die Schiedsrichter vielleicht unter Kontrolle haben können. Ich weiß gar nicht, wie es ausgesehen hatte - ich glaube, dass wir im Mitteldrittel weniger Strafen hatten und im letzten Abschnitt war Krefeld im Vorteil. Im ersten Drittel haben wir zu viel zugelassen und da hätte Krefeld gut und gerne vier Tore schießen können - was uns ganz schön in Bedrängnis gebracht hätte. Aber da konnten wir uns bei unserem Ennio (Goalie Albrecht) bedanken, der in dieser Phase unseren Kasten sauber gehalten hat und wir haben unsere Chancen halt gut genutzt.
Mit welchem Ziel haben Sie die Reise nach Krefeld angetreten?
Wir gehen in jedes Spiel, egal wie der Gegner heißt, mit dem Vorsatz, drei Punkte zu gewinnen. Auch auf dem Weg hier hin waren wir guten Mutes und wollten die Punkte mitnehmen. Wir haben uns dann auch sehr gut auf das Spiel vorbereitet und die Trainer haben uns letzte Instruktionen gegeben! Heute hatten wir dann im Bus wetterbedingt auch noch etwas mehr Zeit, um einige Sachen durchzugehen und abzusprechen. Sonst ist eigentlich jeder auf sich selbst fokussiert. Uns war klar, das Krefeld die läuferisch stärkste Mannschaft in der Liga ist und sie uns sehr unter Druck setzen werden. Aber das haben wir ganz gut gelöst!
Was war Ihrer Meinung nach der Knackpunkt des Spiels? Jetzt sagen Sie nicht: weil wir mehr Tore geschossen haben!
Das ist natürlich immer der Grund für einen Sieg! Ich denke, dass wir sehr gut verteidigt haben - außer dem ersten Drittel, in dem wir uns bei unserem Torwart bedanken können, dass nicht mehr passiert ist. Aber in den beiden anderen Dritteln haben wir eigentlich gut "die blaue Linie gehalten" und Krefeld dadurch gezwungen, die Scheiben tief zu spielen. Wir hingegen haben den Puck immer wieder gut aus dem eigenen Drittel herausgearbeitet. Das war der ausschlaggebende Faktor, dass wir dann kaum Chancen zugelassen haben.
Was sagte der Coach als Siegesrede in der Kabine?
Der sagte, dass wir wirklich gut gearbeitet hätten und uns den Sieg heute verdient hätten. In der Vergangenheit hatten wir schon viele Probleme mit Kontern gegen uns, weil wir dann zu offensiv waren und das Spiel nicht kompakt genug gestaltet haben. Aber heute lief fast alles nach Plan!
Wie sehen Ihre Ziele als Neuling in der Liga aus?
Wir hatten uns die von Anfang an die Pre-Playoffs als Ziel gesetzt und ich denke, dass dies noch machbar ist!
Was sagen Sie zum Eishockey in Corona-Zeiten? Ohne Zuschauer!
Es ist schon eine schwere Zeit für alle! Die Fans wollen zu den Spielen kommen und für uns ist es auch doof, da wir eigentlich in einer leeren Halle auch nicht spielen wollen! Nicht nur ich warte sehnsüchtig auf ein volles Stadion und überall gute Stimmung herrscht.
Ist das Eis in den Arenen nicht besser zu bespielen, wenn sie leer ist?
Prinzipiell ja - die Halle hier in Krefeld ist eigentlich immer recht kühl, vielleicht auch weil sie sehr groß und selten gefüllt ist. Bei uns in Herford sieht das schon anders aus, da könnte die Qualität des Eises schon leiden, wenn viele Fans mehr Wärme bringen. Aber es steht außerhalb jeder Debatte, dass jeder Eishockeyspieler Zuschauer vorzieht!
Bei der Durchsicht des Kaders fiel mir auf, dass der Kader der Dragons einen "Garten" - nämlich Sie - und einen "Gärtner" (Lukas) hat!
Wir passen gut zueinander - nicht nur vom Namen her -, sind auch beide Verteidiger und haben beide auch anfangs in derselben Reihe gespielt. Aber was wirklich witzig ist, sind die 26 cm, die uns unterscheiden. Der (Lukas) Gärtner ist viel länger und wenn wir beide auf dem Eis standen - das muss schon lustig ausgesehen haben.
Vielen Dank und gute Heimfahrt!
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