Harsche Kritik an ERC Führung
Hördlers Erfolg macht die jungen ,,Wölfe'' mutig
Vor ein paar Wochen war für den neuen ERC-Jungstar Frank Hördler die erste Mannschaft ein absolutes Tabu. Der damalige Trainer Greger Lindqvist wollte sich mit Nachwuchs- Spielern nicht abplagen. Und die Vereinsführung ließ ihn gewähren. Wohl auch, weil sie sich seit Beginn ihrer Amtszeit viel zu we
nig mit den Jugendspielern beschäftigt hatte.
Für die Jugendabteilung der ,,Wölfe'' ein völlig unverständliches Verhalten. Trainer Bernd Setzer nimmt kein Blatt vor den Mund: ,,Gleich hinter Frank stehen noch fünf oder sechs Spieler, die auch das Zeug haben in der ersten Mannschaft zu spielen.'' Jetzt, unter Roland Schneiders Regie, sind sie beim Mannschaftstraining dabei, werden Schritt für Schritt an Aufgaben herangeführt, die Hördler schon bestens erfüllt. Setzer weiß, warum. ,,Frank ist ein Ausnahmetalent. Wie er sich auf dem Eis bewegt, flüssig, geschmeidig, wie er den Puck annimmt, fast geräuschlos. Einfach Klasse.''
Die anderen ERC-Jungs stehen ihm nicht viel nach. ,,Was einige in der ersten Mannschaft spielen, können Thomas Schramm, Sebastian Setzer, Ralf Gorges, Kilian Glück und Tim Schneider schon lange. Und mit Florian Ondruschka wächst einer heran, der vom Talent her Frank Hördler gleich zu stellen ist. Da muss ich keine ausländischen Spieler holen, die den Verein viel Geld kosten'', betont Setzer und erinnert an alte Zeiten, als über die Hälfte der damaligen Zweitliga-Mannschaft Jungs aus dem Selber ,,Vorwerk'' waren.
,,Da wissen einige Herren nicht, was Eltern für ihre Söhne aufbringen''
- Florian Ondruschkas Vater
Absolut unverständlich für die Jugendleitung des ERC ist deshalb die Entscheidung der Vereinsführung, den ohnehin schon knappen Jugend-Etat wegen der angespannten Finanzlage weiter zu kürzen. ,,Da wissen einige Herren nicht, was Eltern seit Jahren schon aufbringen, um ihren Söhnen das Eishockeyspielen zu ermöglichen'', schimpft Florian Ondruschkas Vater. Bis zu 4000 Mark gehen pro Jahr allein für die Ausrüstung drauf. Ganz zu schweigen von den unzähligen Fahrten zu Auswärtsspielen und dem Stützpunkttraining in Nürnberg.
Heilfroh waren schließlich alle, als Lindqvist endlich gehen musste. ,,Der Schwede hat den Verein nicht als Ganzes gesehen und war deshalb als ERC-Trainer nicht länger tragbar.'' Mit Schneider kehrt die Hoffnung ein, dass sich der Verein wieder an den eigenen Nachwuchs erinnert. Zumal Trainer-Sohn Tim zu jener Garde junger Talente zählt. Die Botschaft müsse, so Setzer, aber auch in der ERC- Führungsriege ankommen, zu der die Jugendabteilung einen ,,ganz schlechten Draht'' habe.
Setzer und seine Mitstreiter wollen sich mit Präsident Jochen Becker und Co nicht anlegen. Aber sie wollen ungeschminkt auf die Ungereimtheiten in den ERC-Strukturen hinweisen. Auch auf die Gefahr hin, sich einen Rüffel vom Präsidenten einzuhandeln? Setzer: ,,Wir alle hängen sehr an unseren Jugendspielern. Aber wenn der Verein partout nicht erkennen will, welches Kapital wir in unserer Nachwuchs-Abteilung haben, scheuen wir auch persönliche Konsequenzen nicht. Wir sehen den ERC als Ganzes, als große Familie.''
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