"Er ist kein Mensch, er ist kein Tier. Er trägt in Köln die Nummer vier."
Interview mit Udo Kießling
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Udo Kießling. Foto: Ivo Jaschick.
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Interview
Rekord-Nationalspieler Udo Kießling besuchte am Sonntag das Derby zwischen Köln und Düsseldorf. Nach dem Spiel sprach er mit Ivo Jaschick:
Udo Kießling, dass wievielte Derby war es für Sie? Sie haben in Ihrer aktiven Zeit für beide Teams die Schlittschuhe geschnürt!
Das kann ich nicht sagen - nur eins, es waren sehr viele! Und es macht immer Spaß, ein solches Derby zu erleben. Ich verbinde es dann mit einem Besuch in Köln und gönne mir dann, immer wenn es klappt, so ein Derby!
Sie haben in Ihrer aktiven Zeit für beide Teams die Schlittschuhe geschnürt, wie haben Sie als neutraler Beobachter das Match gesehen?
Diese Spiele sind ja meist auch geprägt von diesem typischen "Derbycharakter"! So war auch diese Hektik anfangs zu spüren. Köln als Heimmannschaft muss bestimmen, hat sich auch einige Chancen erarbeitet, hat aber erst im zweiten Drittel zu seinem Spiel gefunden und war praktisch immer einen Schritt schneller als die Düsseldorfer! Hinzu kam, dass sie im Abschluss erfolgreicher, treffsicherer waren und deshalb geht der Kölner Sieg auch vollkommen in Ordnung! Da kann ich eigentlich nur gratulieren und sie sollen so weitermachen!
Was sagen Sie zu den Zuschauern? 18.600 - ausverkauft!
Was soll ich da groß sagen - die Derbys, speziell gegen Düsseldorf, waren schon immer ein Zuschauermagnet! Ich erinnere mich noch gerne an die Düsseldorf-Spiele früher, die Halle, damals noch an der Lentstraße, war auch immer bis zum Bersten gefüllt, und die Arena kochte! Aber mittlerweile ist das Publikum hier in der Arena ja so gewachsen, dass sie das Eishockey der Haie akzeptiert haben, dass sie es mit ihrem zahlreichen Kommen honorieren. Das Schöne daran ist, dass sie auch nach Niederlagen zum nächsten Spiel wieder da sind. Es ist schon toll, dass der Verein hier in Köln auf so eine große Zuschauer- und Fanbasis bauen kann! Was mich besonders freut, ist, dass er dem Fußball Paroli bieten kann!
Beschreiben Sie mal Ihr Gefühl, als Sie aus 18.600 Kehlen gefeiert wurden, nachdem die Kamera Sie eingefangen hatte!
Um ehrlich zu sein, hatte ich es gar nicht so mitbekommen und so hatte es mich doch richtig übermannt! Es war einfach schön und es hat mich auch unwahrscheinlich gefreut. Sofort kamen in mir die alten Zeiten wieder hoch und gleichzeitig war ich auch ein wenig stolz, dass ich immer noch - trotz meines Alters und der damit verbundenen langen Zeit weg vom Eis - in Erinnerung geblieben bin!
Wie sieht´s aus, kribbelt es noch manchmal in Ihren Fingern, wenn Sie das Geschehen auf dem Eis verfolgen und die Fehler mancher Verteidiger sehen?
Tore fallen sehr oft nach Fehlern! Besonders, wenn sie jüngeren Verteidigern passieren. Dann fehlt noch die Erfahrung und er muss sich einiges noch aneignen. Eishockey ist halt ein schneller Sport und wenn keine Fehler gemacht werden, fallen noch weniger Tore und es wird langweilig! Also könnte man als Ziel nehmen, die Zahl der Fehler zu minimieren!
Sie können auf sehr viel Erfahrung zurückgreifen! Würden Sie noch einmal die Schlittschuhe schnüren?
Da kommt ein klares NEIN! Es war meine Zeit, als ich aktiv war und jetzt ist es die andere Zeit! Dementsprechend hat sich einiges geändert! Das fängt bei der Schnelligkeit an, geht über die Ausrüstung bis hin zur körperlichen Fitness. Auch hat sich das ganze Drumherum geändert - der Trainerstab, die Trainings- und Spielstätten! Meine Zeit war eine andere!
Sie sind als Bergführer rund um Mittenwald körperlich aber immer noch gut in Form!
Sagen wir es so: Ich fühle mich für mein Alter (69) noch immer ganz gut! Nichtsdestotrotz muss auch ich trainieren oder andersweitig schauen, dass ich fit bleibe! Alles ist gut wie es ist und mein Leben mit/in der Natur macht mir unheimlich Spaß!
Vielen Dank!
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