Bremerhaven dreht 1:3 Rückstand gegen Wild Wings
Seestadt-Fluch für Hugo Haas setzt sich fort
Eishockey-Zweitligist REV Bremerhaven drehte gestern Abend im ausverkauften Eisstadion ein 1:3 gegen Schwenningen noch um, gewann mit 5:3 (1:1, 0:2, 4:0) und glich die Serie "best of seven" im Playoff-Viertelfinale zum 1:1 aus.Der REV hatte in den ersten beiden Dritteln zu viele Chancen vergeben, riss sich dann aber nach dem 1:3 zusammen, spielte ganz groß auf und drehte das Spiel durch Effektivität in Überzahl und das mitreißende Tempospiel. Für Schwenningens Torhüter Rostislav Haas hielt der Seestadt-Fluch, noch nie hat er in Bremerhaven gewonnen.
REV-Trainer Peter Draisaitl musste vor dem zweiten Playoff-Knüller eine ganz schwere Entscheidung fällen: Da Axel Hackert und Marian Dejdar ins Team zurückkehrten musste ein Stürmer wegen Überfüllung ausgeschlossen werden. Es traf Danny Albrecht, der seinen Platz als Mittelstürmer im vierten Angriff an Jonas Lanier abtreten musste. Draisaitl hält offenbar sehr viel von Lanier, denn er durfte auch in der zweiten Überzahl-Reihe neben Gyori und Krestan spielen. Dejdars Rückkehr grenzt an eine Wunderheilung. Noch vor zwei Wochen hatte es so ausgesehen, als müsse er wegen der Schulterverletzung für den Rest der Saison passen. Mit der Vertragsverlängerung von Radek Krestan ging es gestern plötzlich ganz fix, der Angreifer bleibt ein weiteres Jahr beim REV. Solche Zukunftsaussichten haben viele der Schwenninger Spieler nicht mehr, sie stehen am Ende ihrer Karrieren. Einige von ihnen hatten sich offenbar gesagt: ?Wer weiß, ob wir jemals wieder in eine Hafenstadt kommen.? Sie wurden in der Nacht vor dem Spiel um halb zwei in einem Teil der Stadt gesehen, der als Rotlichtviertel bekannt ist. Ein Licht ging zunächst den REV-Spielern nicht auf, denn er Spot, der sie beim Einlaufen in den Fokus nehmen sollte, war kaputt. So schlichen die Pinguine genauso im Dunklen ins Stadion wie einige Schwenninger Kollegen in der Nacht zuvor um Bremerhavens Hausecken.
Die Gäste waren aber bei Spielbeginn im Gegensatz zum REV hellwach, setzten sich vom ersten Bully an im Bremerhavener Drittel fest und schossen das 1:0. Die Spielanteile waren verteilt, weil der REV nicht erneut den Fehler machte, zu tief im Drittel des Gegners zu stehen. So konnte Schwenningen nicht auf Konter setzen und musste viel fürs Spiel tun. Da beide Mannschaften sehr engagiert zu Werke gingen, war die Partie schön anzusehen. Kaum daran beteiligt war aber das "Traumpaar des Abends": REV-Superstürmer Dan Del Monte wurde hautnah vom Ex-DEL-Angreifer Ron Pasco gedeckt. Das war wie ein ständiger Paarlauf. Beide nahmen sich gegenseitig aus dem Spiel. Der REV, der dieses Mal Schiedsrichter von de Fenn auf seiner Seite hatte, erzielte in Überzahl zwar den Ausgleich, aber in zwei weiteren Powerplays war er zu schlecht.
Das zweite Drittel war an Intensität kaum zu steigern. Sie kämpften um jeden Zentimeter Eis und es gab Chancen auf beiden Seiten im Minutentakt. Es war erstaunlich, dass die alten Schwenninger das superschnelle Tempo der REV-Bubis mitgehen konnten. Die Bremerhavener vergaben, vor allem in Überzahl, zu viele Chancen und wurden bestraft, wobei das 1:3 (40.) umstritten war. Es war ein Foul an Del Monte im Spiel, außerdem war der Treffer Torraumabsteitsverdächtig.
Del Monte kehrte mit einer großen Zahnlücke ins letzte Drittel zurück. Das nennt man Playoff-Härte. Pasco hätte eine Spieldauerstrafe kassieren müssen, anstatt als Torschütze in die Statistik gehen zu müssen. Pasco wurde dann doch zur tragischen Figur, denn er leitete die Wende für den REV ein (siehe Spielfilm). Die Pinguine trafen endlich wieder in Überzahl, legten im Tempo noch zu und zwangen den Gegner in die Knie.
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