Nürnberg demontiert den deutschen Meister Krefeld
Krefelds Coach Goring flüchtet sich in Schiedsrichterkritik
Mit einem in der Höhe zu niedrigen 2:1 Sieg besiegten die Nürnberg IceTigers den deutschen Meister aus Krefeld. Alleine die mangelnde Chancenauswertung lies die restlos begeisterten 4700 Nürnberger Fans unter den Zuschauern (darunter eine Abordnung der Royal Bengal Tigers aus Kalkutta!) fast verzwei
feln.
Krefelds Coach Goring dürfte mit seiner Aussage in der Pressekonferenz, dass sein Team an diesem Abend das bessere gewesen sei, nur seinen Torwart Robert Müller gemeint haben. Trotz des Abprallers von Garveys Fernschuss in der 7. Minute, den Aab frei vorm Tor zur frühen Nürnberger Führung verwandeln konnte, zeigte Müller eine Weltklasseleistung. Am Nürnberger Siegtreffer war Müller absolut frei jeglicher Schuld. Lehoux Zuspielversuch von der Seite prallte von der Torumrandung nach vorne weg, direkt auf den Schläger des freistehenden Jürgen Rumrich. Diesem gelang es in der 44. Minute, Müller nocheinmal zu überwinden.
Dies war auch gleichzeitig das einzige Mal, dass die Hausherren eine der zahlreichen Überzahlsituationen nutzen konnten. Negativer Höhepunkt des eigentlich gut vorgetragenen Powerplayspiels war die Situation vor dem Ausgleich. Anstatt bei 5:3 einen Treffer zu erzielen, musste der zwischenzeitliche Krefelder Ausgleich in Unterzahldurch durch den gerade von der Strafbank entlassenen Paul Dyck (21. Min) hingenommen werden. Alle Ice Tiger, die ausnahmlos im Angriffsdrittel der Krefelder standen, schauten in dieser Situation zum Schiedsrichter, weil sie ein erneutes Foul gesehen haben wollten und verpassten so die Absicherung nach hinten. Daniel Kunce erfasste die Situation am schnellsten, passte auf Dyck, der gerade als vierter Spieler wieder von der Strafbank kam und dieser behielt gegen Chabot im Duel 1:1 die Nerven.
Auch wegen dieser Szene verwunderte Krefelds Coach in der Pressekonferenz nocheinmal, als er sich zu einer allgemeinen Schiedsrichterschelte flüchtete. Es sei erst der dritte Spieltag und ständig müsse sein Team in Unterzahl spielen. Die DEL habe solch ein hohes Niveau, nur die Schiedsrichter würden der Entwicklung nicht folgen, meinte er bemängeln zu müssen.
Dass an diesem Abend in entscheidenden Situation jedoch höchstens sein Team vom Schiedsrichter profitierte, lies er dabei unerwähnt. Nicht nur die Situation vor dem Ausgleich kann hierbei angeführt werden. Auch stand es drei Minuten vor Spielende fast 3:1 für die Hausherren, als diese mit einem Break die Krefelder überraschten und den Puck im Netz versenkten. Allerdings hatte Schiedsrichter Chvatal zu diesem Zeitpunkt das Spiel eigentlich schon lange unterbrochen. Was von den Beteiligten wegen des enormen Lärmpegels der feiernden Fans in der Halle niemand mitbekommen hatte. Ein Zweikampf von Lasse Kopitz hinter dem eigenen Tor soll strafbankwürdig gewesen sein. Anstelle der Spielentscheidung 3 Minuten vor Spielende bekam Krefeld so die Chance, in Überzahl zum Ausgleich zu kommen.
Auch stellt sich die Frage, wieso Chvatal Spieler beider Teams hinausstellen soll, wenn wie im Fall Appel nur ein Spieler austeilt, sein Gegner dies nur mit einem frechen Grinsen pariert.
Am Beispiel der Icetigers könnte Goring lernen, dass er sich und sei Team vielleicht besser an die DEL-Spielregeln annähern sollte, als zu fordern, dass die Schiedsrichter der Liga sich an seine Auffassung von Regelauslegung ein Beispiel nehmen. Mit nur 8 Strafminuten brannten die Hausherren insbesondere im ersten und auch noch im letzten Drittel ein wahres Feuerwerk an Leidenschaft und Spielfreude ab. Nur die ersten zehn Minuten im Mittelabschnitt waren die Tiger orientierungslos. Der Ausgleich hinterlies deutliche Spuren.
Neben dem Führungstreffer von Aab hatten alleine Dahl, Larouche, Kopitz, Aab und Julien im ersten Abschnitt weitere beste Chancen, für die Franken auf 2:0 oder 3:0 zu erhöhen. Immer wieder scheiterten sie an Müller oder verfehlten nur hauchdünn.
Mit der Strafzeit von Krefelds Shayne Wight Mitte des zweiten Drittels fanden die Nürnberger dann wieder zurück in Spiel. Mit einem Paukenschlag hätten sie das letzte Drittel beginnen können, lag der Puck nach 19 Sekunden hinter Müller frei im Torraum der Krefelder. Doch obwohl Jiranek den Schläger an den Puck bekam ? irgendwie schaffte es Müller noch in einer sensationellen Reaktion, dem Puck den kurzen Weg ins Tor zu versperren.
So mussten die Fans bis drei Minuten vor Spielende auf die Entscheidung warten - nicht jedoch um den Erfolg zittern. Und Goring? Bestimmt nicht, weil sein Team das bessere war, nahm er bereits zehn Minuten vor Spielende eine Auszeit. Ein Weckversuch, der sich nicht wirklich sichtbar auswirkte. Ungewöhnlich auch, dass er die bereits erwähnte Strafzeit von Kopitz nicht dazu nutzte, ohne Torwart mit einer 6:4 Überzahl den Ausgleich zu erzwingen. Dafür musste sich Ersatztorwart Benjamin Voigt nach 59:14 min seine Ausrüstung anziehen, um für 8(!) Sekunden den Job von Robert Müller zu übernehmen, bevor er für einen sechsten Feldspieler das Eis wieder verlassen musste.
Die Fans der Nürnberger: Einen eigenen Absatz widmete Coach Poss den Zuschauern dieses Spiels in der Pressekonferenz: "Sie haben uns nach vorne getrieben und angepeitscht. Der Sieg ist ein Verdienst von Ihnen" zeigte sich der Trainer mit einem Funkeln in den Augen begeistert. Es hat nicht lange gedauert, bis Poss und sein Team mit ihrer Leidenschaft die Herzen der seiner Fans erobert haben. "Bei uns auf dem Eis muss es abgehen" meinte Poss noch nach dem Testspiel in Landshut. Und wenn die Chancenverwertung am Ende -wenn auch nur- zu einem knappen Sieg reicht: Dann wird sich auch in Nürnebrg niemand über eine geringe Torausbeute ärgern, sondern über ein zusätzlich auch noch spannendes Spiel freuen.
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