Eisbären wollen zurück zur Normalität
Manager Peter John Lee möchte Mannschaft komplettieren
Nachdem in den zurückliegenden Tagen die der Vergewaltigung verdächtigten Spieler Yvon Corriveau und Bradley Bergen im Fokus der Medienberichterstattung standen, will der DEL-Club aus Hohenschönhausen nun endlich wieder sportlich für positivere Schlagzeilen sorgen. "Wir müssen uns auf den Saisonsta
rt am 5. September konzentrieren", sagte Chefcoach Pierre Pagé am Donnerstag im Anschluss an das morgendliche Training. Dabei hofft der 55-jährige Kanadier, dass die beiden Spiele am Wochenende gegen die Hamburg Freezers (Freitag, 19:30 Uhr im Wellblechpalast) und im Pokal beim EC Bad Nauheim (Sonntag 19 Uhr) dazu beitragen, dass der Mannschaft nach den Ereignissen der letzten Woche einen Schritt hin zur Normalität gelingt.
Dass dies nicht einfach werden wird, weiß selbstverständlich auch Pagé. Und dies nicht erst nach dem 3:7 am Dienstag bei den Hamburg Freezers. Beim hanseatischen Firmenbruder war den Eisbären deutlich anzumerken, dass der ganze Rummel nicht spurlos an der Truppe vorüber gegangen ist. Zudem fehlten den Berlinern neben den beiden in schwedischer U-Haft sitzenden Profis Corriveau und Bergen mit Kapitän Ricard Persson (Sehnenriss im Finger, vier bis sechs Wochen Pause) sowie die langzeitverletzten Sven Felski und Jeff Tomlinson (beide fallen voraussichtlich bis zum Jahresende aus) weitere wichtige Leistungsträger. "Trotzdem erwarte ich von den Führungsspielern, dass sie den Blick für das Wesentliche wahren und alles daran setzen, dass wir den Saisonstart so gut wie nur möglich absolvieren. Auch Persson, Felski und Tomlinson müssen ihren Teil dazu in der Kabine beitragen", nimmt Pagé seine Topspieler in die Pflicht.
Noch an diesem Wochenende müssen die Eisbären verstärkt auf die Nachwuchsspieler in den eigenen Reihen setzen. "Wahrscheinlich", so Pagé, "wird jeweils ein Youngster zu zwei erfahrenen Cracks in die Reihe gesteckt." Dabei schreckt der ehemalige NHL-Coach auch nicht vor Experimenten zurück. So soll der letztjährige DNL-Topscorer Matthias Forster in der Abwehr spielen, der gelernte Verteidiger Jens Baxmann rückt dafür in den Sturm. Zudem hofft Pagé auf eine baldige Rückkehr des 18-jährigen Florian Busch, der die letzten drei Wochen durch einen Mittelhandbruch außer Gefecht gesetzt wurde. Mittlerweile steht der Angreifer schon wieder auf dem Eis und man hofft im Berliner Lager, dass das Talent spätestens zum Saisonstart wieder fit ist.
Unterdessen arbeitet Manager Peter John Lee fieberhaft daran, die Mannschaft zu komplettieren. So schnell wie möglich soll mindestens ein weiterer Stürmer und auch noch ein Verteidiger verpflichtet werden. Heißester Kandidat auf den Job in der Defensive könnte Ex-Nationalspieler Michael Breasgk (33) sein. Co-Trainer Hartmut Nickel: "Bresagk ist sicherlich ein interessanter Mann, der durchaus die Fähigkeiten besitzt, auf hohem DEL-Niveau zu spielen. Doch muss man andererseits auch sehen, wie er seine private Situation nach dem tragischen Tod seiner Frau bewältigt hat."
Eine mögliche Verpflichtung Breasgks hängt aber auch davon ab, wie sich der Fall Corriveau/Bergen weiter entwickelt. Heute sind die schwedischen Anwälte der beiden Verdächtigten gegen die angeordnete U-Haft in Berufung gegangen. Jedoch ohne große Hoffnung auf Erfolg. "Die derzeitigen Fakten reichen nicht aus, um ein Verfahren zu eröffnen. Allerdings reichen sie für eine Untersuchungshaft", erklärte Bergen-Anwalt Johann Eriksson gegenüber der "Berliner Morgenpost". Gleichzeitig brachten beide Anwälte ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass ihre Mandanten aufgrund der Faktenlage demnächst auf freien Fuß gesetzt werden. Unterdessen beantrage jedoch die Staatsanwältin Pernilla Oström eine Verlängerung der U-Haft über den 9. September hinaus, da die Untersuchungen des Falles einen längeren Zeitraum als die ursprünglich eingeplanten 14 Tage beanspruchen wird. (ml)
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