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DEL 08.04.2004, 12:24

Die Ruhe vor dem Sturm

Auftakt der Finalrunde in Berlin

In Berlin gibt man sich in den Tagen vor dem Start der Finalrunde der zehnten Jubiläumssaison in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) am morgigen Donnerstag betont gelassen. Neun Tage hatte das Team von Trainer Pierre Pagé Zeit, sich auf die Endrundenspiele vorzubereiten. Seit Sonntag stehen nun auch die Frankfurt Lions als Finalgegner fest. Die Lions besiegten die Hamburg Freezers in einer spannenden Halbfinalserie mit 3:2 und schreiben somit weiter an der Frankfurter Eishockey Geschichte.

Die Mannschaft unter der Leitung von Meistercoach Rich Chernomaz blieb zunächst im Viertelfinale gegen die Kölner Haie drei Partien hintereinander ohne Gegentor - DEL-Rekord! In der Serie gegen Hamburg konnten sie ihr erstes Spiel überhaupt in einem DEL-Halbfinale gewinnen - keine andere Frankfurter Mannschaft hat dies zuvor geschafft. Bei der letzten Semifinalteilnahme im Jahr 1998/1999 musste man sich den Nürnberg Ice Tigers mit 0:3 Spielen geschlagen geben. Mit dem Einzug ins Finale wurde der bislang größte Erfolg der Clubgeschichte geschrieben. Ob ein weiteres Kapitel hinzukommt, werden die nächsten Tage zeigen.

Die Euphorie ist groß in der Mainmetropole. Seit Wochen ziert ein Plakat mit dem Slogan "Das Wunder von Frankfurt" die Innenstadt. Allerdings haben die Lions es mehr ihrer disziplinierten und kämpferischen Spielweise zu verdanken, dass sie nun um die Deutsche Eishockey Meisterschaft spielen dürfen. "Vor der Saison war das Ziel, das erste Hauptrundenspiel gegen Iserlohn zu gewinnen, jetzt wollen wir das letzte Spiel der Saison gewinnen", meinte Lions-Manager Nethery nach dem Sieg in Hamburg am letzten Sonntag. "Wir wollen Meister werden", sagte Stürmer Jesse Belanger.

Berlin und Frankfurt haben sich die Finalteilnahme hart erarbeitet. Beide Mannschaften haben während der Hauptrunde lange Zeit ein Führungsduo an der Tabellenspitze gebildet. Zeitweise sogar mit mehr als zehn Punkten Abstand zu den Verfolgern. Erst nach der All-Star Pause neun Spieltage vor Ende der regulären Saison mussten die Lions sechs Niederlagen hinnehmen und rutschten schließlich auf den fünften Tabellenplatz ab.

Berlin beendete die Hauptrunde souverän mit sieben Punkten Vorsprung auf die Verfolger als Tabellenerster. Ebenso souverän war ihr bisheriger Auftritt in den Playoffs. Mit zwei so genannten "Sweeps" ließen sie nie einen Zweifel an ihren Titelambitionen. Zunächst setzte man sich gegen die DEG Metro Stars mit 4:0 Spielen durch, und zwei Wochen später musste sich der ERC Ingolstadt mit 0:3 Spielen geschlagen geben. Nach dem überraschenden Ausscheiden im Viertelfinale gegen den späteren Meister Krefeld Pinguine in der vergangenen Saison sollte es in dieser Spielzeit besser gemacht werden. Mit Erfolg. Die Leistungsträger im Team wie Marc Beaufait, Kelly Fairchild, Steve Walker und Denis Pederson konnten während der Playoffs überzeugen. Aber auch die jungen, deutschen Spieler haben kontinuierlich sehr gute Leistungen abrufen können. Nicht zu vergessen, dass diese Spieler zu Beginn der Saison während der vielen verletzungsbedingten Ausfälle routinierter Spieler im Berliner Kader entscheidend am Erfolg der Eisbären beigetragen haben. Allerdings verfügen auch die Frankfurt Lions über einen tief besetzten Kader. Neben dem aktuellen Playoff Top-Scorer Jason Young, "Mr. Playoff" Dwayne Norris (mit sieben Toren momentan erfolgreichster Torschütze), Hauptrunden Top-Scorer Patrick Lebeau oder den Verteidigern Francois Bouchard und Paul Stanton, waren es junge Spieler wie David Sulkovsky oder Michael Hackert, die in den Playoffs wichtige und entscheidende Tore erzielten.

In punkto Anhängerschaft stehen sich beide Mannschaften ebenfalls in Nichts nach. Der Berliner Wellblechpalast war so schnell ausverkauft, dass der Club zu den Heimspielen ein Zelt mit einer Großleinwand anbietet, um Fans, die keine Karte mehr bekommen haben, die Möglichkeit zu geben, die Finalspiele eins und drei mitzuverfolgen. Auch in Frankfurt war der Andrang auf die Finaltickets groß und eine ausverkaufte Eissporthalle am Ratsweg ist auch am Samstag zur zweiten Begegnung mehr als wahrscheinlich. Momentan sind nur noch wenige Tickets erhältlich. Das erste Auswärtsspiel der Lions wird am Gründonnerstag auf Großleinwänden im großen Ballsaal im Marriott-Hotel Frankfurt übertragen.

Für beide Clubs würde ein Gewinn der Deutschen Meisterschaft den ersten Titelgewinn in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) bedeuten. In der Hauptstadt konnte man 1988 als SC Dynamo die letzte (DDR-) Meisterschaft feiern. Frankfurt gelang es in der Vergangenheit noch nie, einen Titel zu gewinnen.

Außer vieler Spekulationen über den Ausgang der Serie und den kommenden DEL-Meister 2004 ist es im Umfeld der Mannschaften ruhig geworden. In einer Finalserie einen Favoriten auszumachen ist schwer und fast unmöglich. In der Hauptrunde gingen die Eisbären Berlin in allen vier Begegnungen als Sieger vom Eis, dreimal nach regulärer Spielzeit und einmal nach Penaltyschießen. Im Finale haben diese Ergebnisse allerdings nur noch statistischen Wert. "Wir haben Null Punkte und Null Tore, alles was wir bisher geleistet haben zählt im Finale nicht mehr. Es ist eine neue Saison", sagte Eisbären-Trainer Pierre Pagé beim heutigen Pressegespräch nach dem Abschlusstraining. Wer so weit gekommen ist, hat mit Sicherheit das Potential und den unbedingten Willen, Meister zu werden. Im Hinblick auf das Eröffnungsspiel sagte Pagé: "Frankfurt ist eine Offensiv-Maschine die aggressiv spielt. Wir müssen darauf vorbereitet sein und diszipliniert spielen. Wir können soviel reden, wie wir wollen, aber letztendlich müssen wir das tun, was getan werden muss. Daran haben wir die letzten neun Tage gearbeitet." Die Antwort auf alle Fragen werden am morgigen Donnerstag nur die Mannschaften auf dem Eis geben können. Dann ist es vorbei mit der Ruhe. Schiedsrichter der ersten Begegnung ist Willi Schimm, die Spiele zwei und drei werden von Hauptschiedsrichter Gerhard Lichtnecker geleitet. In einem möglichen vierten Spiel ist erneut Schimm eingeteilt. Im Falle einer fünften Begegnung wird über eine Ansetzung kurzfristig entschieden.

Alle Finalspiele werden von Premiere live und exklusiv übertragen. Die Übertragungen starten jeweils fünfzehn Minuten vor Spielbeginn.
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