"Die Chance ist noch da!"
Interview mit Nürnbergs Patrick Reimer
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Patrick Reimer. Foto: Ivo Jaschick.
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Interview
Auf neun Jahre bei der DEG, folgten bei Patrick Reimer bis heute zehn in Nürnberg. Nach der 1:4-Niederlage in Mannheim sprach Ivo Jaschick mit Nürnbergs Torschützen:
Patrick Reimer, herzlichen Glückwunsch noch nachträglich zu Ihrem 40. Geburtstag! Haben Sie irgendein Geheimnis, dass Sie in diesem für Eishockeyspieler hohen Alter, immer noch so fit sind?
Nein! Und das ist kein Geheimnis, ich nehme nichts Spezielles zu mir! Ich hatte in meiner bisherigen Karriere wenig mit Verletzungen zu tun - mal hier und da eine Kleinigkeit, aber nichts Großes! Ein sehr wichtiger Faktor ist, dass ich immer noch großen Spaß und viel Freude am Eishockey habe. Außerdem bin ich ein sehr ehrgeiziger Typ, der nicht gerne verliert! Ich glaube, dass sich das auch in meiner Spielweise wiederspiegelt. Dem entsprechend ist der Biss noch da und deshalb sieht es wahrscheinlich so aus, als sei noch genug Dampf vorhanden! (lacht)
Dass dem so ist kann ich nur unterstreichen! Sie könnte der Vater sehr vieler Mitspieler sein, sind auch Kapitän - wie ist es so in der Vaterrolle?
Es ist schön! Klar, bei einigen Mitspielern herrscht schon ein großer Altersunterschied, aber am Ende des Tages kämpfen wir alle auf dem Eis doch für dieselbe Sache - da ist das Alter doch eher zweitrangig. Ich versuche dann als "Vater" und "Kapitän" in allen Sachen ein gutes Beispiel zu sein, dass alles gut erledigt wird - wichtig ist, dass ich vorlebe, was verlangt wird - ein Vorbild sein!
Haben Sie zu Beginn Ihrer Karriere geglaubt, dass Sie so erfolgreich sind, fast alles erreicht haben?
Die Betonung liegt leider auf fast! Mein großes Ziel war es immer bis 35 zu spielen. Als 20-jähriger ist dieses Ziel noch eine Ewigkeit weit weg. Als ich dies dann erreicht hatte, wollte und will ich jetzt noch so viel mitnehmen, wie noch im Tank ist! Jetzt bin ich bei 40 angelangt ?..!
So fit wie Sie hier herumwirbeln, haben Sie sich ein neues Ziel gesetzt ?.. 45 oder 50?
Nee, nee! Ich spüre die 40 Jahre auch schon in meinen Knochen - irgendwann sagt der Körper dann auch: JETZT REICHT?S! Ich muss nicht das Letzte aus ihm rauspressen. Es wird in diesem Jahr noch eine Entscheidung fallen, aber ich weiß noch nicht, in welche Richtung sie gehen wird!
Wenn ich Ihnen bei der Entscheidungshilfe behilflich sein kann - und da spreche ich bestimmt den (Weihnachts-) Wunsch aller Eishockeyfans an - MACHEN SIE WEITER! - Was waren in Ihrer bisherigen Karriere sogenannte "Highlights"?
Da fällt es mir unheimlich schwer bestimmte Ereignisse hervorzuheben, da es davon einige gibt: angefangen bei Playoff-Spielen, zweimalige Teilnahme an Finalserien mit der DEG. Leider wusste ich zur damaligen Zeit noch nicht zu schätzen, wie schwer der Weg dorthin eigentlich ist. Olympische Spiele, Weltmeisterschaften, alle Länderspiele - in 20 Jahren Eishockey ist es einfach sehr schwer einzelne Geschehen herauszupicken!
Gibt es irgendeine Situation, irgendein Ereignis, dass Sie lieber aus Ihrem Gedächtnis streichen, vergessen würden?
Nein, da gibt?s nichts! Das hört sich jetzt vielleicht etwas geschwollen an, aber aus diesen Talphasen, diesen nicht so prickelnden Situationen, die jeder einmal durchmacht, lernt man und weiß es dann mehr zu schätzen, wenn es gut läuft. Aktuell haben wir mit den Ice Tigers auch wieder so eine Phase, in der es nicht so rund läuft. Wir haben momentan fünf Spiele in Folge verloren. Da sieht man auch, wie hart man für den Erfolg arbeiten muss. Die Talsohle wird durchschritten und der Erfolg wird wieder kommen - den sollte man dann auch genießen.
Vollenden Sie bitte den Satz: Ein Leben ohne Eishockey ist...
...bis zum jetzigen Zeitpunkt unvorstellbar!
Und für die kommende Zeit?
Auch - die Saison läuft ja noch!
Kommen wir zur heutigen 1:4-Niederlage hier in Mannheim! Ins zweite Drittel sind Sie mit Ihren Ice Tigers sehr gut gestartet. Die "17", also Sie, hat nach 17 Sekunden den 1:2 Anschlusstreffer geschossen! Es war ein sehenswerter Schuss von halbrechts ins linke Eck, da passte keine Zeitung mehr zwischen!
Ja, danke! Aber leider war es das einzige Tor von uns am heutigen Abend. Wir hatten nicht das nötige Scheibenglück, dass wir uns im zweiten Drittel erarbeitet haben. Der Puck von (Gregor) MacLeod geschossen, hatte die Linie wohl nicht überschritten und im direkten Gegenzug kassieren wir das 1:3. Statt 2:2 hieß es also 1:3 - Mannheim ist schon eine absolute Top-Mannschaft, aber wir haben sie im Mittelabschnitt ganz gut bearbeitet! Und wäre der Ausgleich gefallen, ?..! Wir hätten dann im letzten Abschnitt so weitermachen und auf unsere Chancen warten sollen ?. aber, als wir dann mit drei Toren im Rückstand waren, ist es halt verflixt schwer gegen eine Mannschaft wie Mannheim zurückzukommen.
Ihr Ziel ist immer noch das Erreichen der Playoffs?
Definitiv! Wir sind zwar mitten in einer Niederlagenserie, aber sicher wollen wir die Playoffs nicht aus dem Auge verlieren! Es wird eine harte Arbeit, aber wenn man den Tabellenstand sieht, wie eng die Teams beieinander liegen, muss jeder Abend wieder neu gestartet werden, müssen wir möglichst viel Punkte mitnehmen. Die Chance ist noch da!
Sie haben jetzt bereits 10 Tore und 16 Vorlagen auf Ihrem Konto - haben Sie sich ein Ziel gesetzt?
Das habe ich früher nicht gemacht und heute auch nicht! Ich glaube, dass wenn ich konstant meine Leistung abrufe, das habe ich übrigens während der ganzen Karriere versucht, dann kommen die Scorerpunkte von ganz alleine. Das spiegelt dann auch wider, dass ich jeden Abend versuche, bereit zu sein und mein Bestes zu geben - aber ich gebe mir kein Ziel vor, weder 30 noch 40 noch 50. Es kommt, wie es kommt!
Vielen Dank und gute Heimreise!
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