Auf der Jagd nach Nummer sechs
DEL-Giganten Berlin und Mannheim wollen weiteren Titel
Vorschau
Zehn gewonnene Meistertitel stehen sich ab Sonntag im Finale der Deutschen Eishockey Liga (DEL) gegenüber, wenn die Berliner Eisbären und deren Erzrivale Adler Mannheim zum diesjährigen Saisonhöhepunkt die Schläger kreuzen. Wer die "best-of-five" Serie für sich entscheiden kann, ist nicht nur Meister, sondern hat dann auch das halbe Dutzend Titel voll. Wir blicken wie vor jeder Playoff-Runde für Sie voraus.
Im Halbfinale hat es mit den Straubing Tigers auch den letzten Außenseiter im Rennen erwischt, so dass nun im Finale zwei Teams aufeinandertreffen, die in nahezu allen Belangen das Maß aller Dinge in der Liga sind: Budget, Tiefe im Kader, Einbindung von Talenten, Top-Torhüter, Special Teams, moderne Arenen - was auch immer man sich für Kriterien ausdenken will, überall würden Berlin und Mannheim auf den vorderen Plätzen eines Rankings auftauchen. So dürfen sich die Fans hierzulande auf hochklassigen Sport in maximal fünf Spielen freuen. Dass es einer der beiden Mannschaften gelingt, einen "sweep" im Finale zu produzieren und in drei Spielen zur Meisterschaft zu kommen, scheint angesichts der Stärke beider Teams unwahrscheinlich.
Da ist es gar nicht verwunderlich, dass sich die sonst gern in der Favoritenrolle spielenden Eisbären und Adler gegenseitig zur "Top-Wette" erklären. Das scheint hier diesmal keine Taktik, sondern purer Respekt zu sein. Hält man sich an die Tabelle der Vorrunde und bedenkt man, dass die Eisbären damit Heimrecht ausüben, könnte man das Pendel leicht in Richtung Berlin ausschlagen sehen, doch die Hauptstädter gehen personell angeschlagen in die Finalserie, während Mannheim größere Verletzungssorgen im Stile der Berliner nicht hat. Die Langzeitverletzten und Routiniers Denis Pederson und Stefan Ustorf, die gerade gegen Mannheim (und teilweise für Mannheim wie Ustorf) schon oft auf dem Eis standen, fehlen schmerzlich. Hinzugekommen ist nun mit dem gesperrten André Rankel ein weiterer ausgesprochen starker Playoff-Spieler. Und mit einem Ausfall von Florian Busch, der noch an den Folgen der Attacke von Barry Brust im letzten Halbfinale leidet, könnte nun sogar die gefährliche erste Sturmreihe der Eisbären gesprengt sein. Die beiden Stürmer Darin Olver und Barry Tallackson dürften zwar auch ohne Busch funktionieren, doch der Miesbacher hat in der Reihe die wichtige Funktion, die Pucks für die nordamerikanischen Stars zu verteilen und macht dabei nicht selten selbst einen Treffer.
Mannheims Hoffnungen ruhen vor allem natürlich auf Goalie Freddy Brathwaite. Wenn es besonders heiß zu werden verspricht - wie jetzt im Finale - bleibt die "schwarze Perle" im Tor der Adler besonders cool. Und das wird nötig sein, vor allem in Spiel eins wenn es gilt, die ersten Sturmwirbel der Berliner zu überstehen. Ansonsten setzt das Team von Trainer Harry Kreis auf Ausgeglichenheit. Vier Reihen mit durchweg playofftauglichen Spielern können die Mannheimer problemlos durchwechseln. In Berlin ist das angesichts der Verletzungs- und Ausfallproblematik nur mit "Ergänzungsspielern" möglich, die freilich in der Hauptstadt von vorzüglicher Qualität sind. Und dann ist da noch das Thema Talente. Auch hier nehmen sich die beiden Teams nichts. Nicht umsonst hieß auch in der Deutschen Nachwuchs Liga (DNL) das Finale Mannheim gegen Berlin - mit dem besseren Ende für die Adler. Wobei im aktuellen Profikader der Berliner gerade die jungen Spieler zuletzt glänzten und Duftmarken setzten. Daniel Weiß etwa hat sich nach dem Weggang seines Bruders nach Köln nach und nach ins Rampenlicht gespielt. Schon jetzt gilt er als einer der besten Unterzahlspieler der Liga und trumpfte zuletzt auch bei fünf-gegen-fünf auf. Auch für Laurin Braun gilt das.
Was also soll man bei diesem Finale tippen, außer dass die Serie lang wird? Wir glauben zumindest, dass die Titelverteidigung für die Eisbären diesmal schwerer wird, als das letztjährige Finale gegen Wolfsburg. Apropos Wolfsburg: Mit Ken Magowan steht in Reihen der Adler ein aktueller Vizemeister, der natürlich besonders heiß auf die Revanche ist. Gut möglich also, dass erst das fünfte Spiel in Berlin entscheidet. Ein Minivorteil für Berlin ist das - mehr nicht!
Spieler im Fokus:
Mannheim: Fredrick Brathwaite, Chris Lee, Craig MacDonald, Ken Magowan
Berlin: Richie Regehr, Darin Olver, Barry Tallackson, Rob Zepp
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