Drei neue europäische Topteams beim Spengler-Cup
Erstmaliger Auftritt der Pinguine beim Traditionsturnier
Mit dem russischen Meister Lokomotiv Yaroslavl, dem Continental-Cup-Sieger Jokerit Helsinki und dem deutschen Champion Krefeld Pinguine nehmen dieses Jahr drei neue Teams am Spengler Cup Davos teil. Titelverteidiger Team Canada und der letztjährige Finalist Hockey Club Davos (HCD) ergänzen das hochk
arätige Teilnehmerfeld. Eine Veränderung gibt es in der dreiköpfigen Spengler-Cup-Direktion: HCD-Geschäftsführer Gérard Scheidegger übernahm im Sommer das Management von Rolf Bachmann, der seinerseits ins Ressort Sport wechselte. HCD-Präsident Georg Gasser steht dem Turnier als Delegierter des HCD-Verwaltungsrates vor.
"Wir halten zwar am bewährten Mix aus HCD, Team Canada sowie je einem skandinavischen, osteuropäischen und deutschen Team fest. Trotzdem waren wir im Sinne einer sportlichen Bereicherung des Turniers der Meinung, dass dem Teilnehmerfeld eine Blutauffrischung gut tut", sagte das neue Direktionsmitglied Gérard Scheidegger anlässlich der heutigen Medienkonferenz in Zürich. Das Aushängeschild der Neuverpflichtungen bildet dabei sicherlich der russische Meister Lokomotiv Yaroslavl. Die russische Superliga gilt unter Experten als die beste Liga ausserhalb der NHL. Und Meister Lokomotiv Yaroslavl hat dort einen Rekord für die Ewigkeit aufgestellt. Die Mannschaft aus der Wolgastadt gewann in den letzten beiden Jahren 17 Playoffspiele in Folge. Aus dem Kollektiv ragen bei den "Eisenbahnern" vor allem zwei Figuren heraus: Stargoalie Jegor Podomatski, der als einziger aus der heimischen Liga an die Olympischen Spiele 2002 in Salt Lake City reisen durfte. Und der 33-jährige Flügel Andrei Kowalenko, der sich von 1992 bis 2001 in der NHL bewährte und seit seiner Rückkehr zweimal zum russischen Eishockeyspieler des Jahres gewählt wurde. Nach zwei Titeln ist Trainer Vladimir Vujtek zu Ak Bars Kasan weitergezogen, sein Nachfolger ist Wladimir Jursinow junior, der Sohn des Kloten-Flyer-Trainers.
Der zweite neue Teilnehmer, Jokerit Helsinki, ist und bleibt die beste Adresse in Finnland. Allein schon wegen der Machtfülle des ehrgeizigen Machers Harry Harkimo, der nicht nur Jokerits Besitzer, sondern auch Chef der obersten finnischen Liga ist. Wohl scheiterte Jokerit diesen Frühling im Playoff-Halbfinal am grossen Aussenseiter Kärpät Oulu, dafür gewannen die Finnen im Januar den Continental-Cup-Final in Lugano gegen Lokomotiv Yaroslavl. Seitdem hat sich viel getan in der finnischen Metropole. Coach Raimo Summanen übernahm die Funktion des Nationaltrainers, seine Nachfolge bei Jokerit trat mit Hannu Jortikka der sechsfache Meistertrainer aus Turku an.
Der erstmalige Auftritt der Pinguine
Gespannt darf man auf den Auftritt des deutschen Meisters Krefeld Pinguine sein. Über 50 Jahre musste man in Krefeld auf den Titel warten, ehe die Pinguine im vergangenen Frühjahr mit einem 3:2-Finalsieg gegen Köln erstmals seit 1952 wieder deutscher Meister wurden. Entsprechend euphorisch wurde der Triumph gefeiert ? 25'000 Fans wohnten der Parade der Champions bei. Auf die feucht-fröhlichen Festlichkeiten folgte der Kater. Der frischgebackene Meister hatte diesen Sommer zahlreiche Abgänge zu verkraften. Kompensiert wurde der Aderlass durch Verpflichtungen von Kanadiern: Terry Yake, Chris Herperger, Marc Beaucage, Robert Guillet, Eric Bertrand und Shayne Wright (ex ZSC Lions). Der Star ist nun die Mannschaft ? oder allenfalls der Coach. Butch Goring war ein Eckpfeiler der New York Islanders, als diese zu Beginn der Achtzigerjahre viermal in Serie den Stanley Cup gewannen. "Wir sind mit Krefeld so verblieben, dass sich das Team für den Spengler Cup gezielt verstärken wird", meinte Gérard Scheidegger, welcher an der Medienkonfernz den für den Sport verantwortlichen Rolf Bachmann vertrat. Die Direktion glaube deshalb nicht, dass die Deutschen sportlich abfallen würden. Im Gegenteil: "Die Kölner Haie zeigten am letzten Turnier, was eine deutsche Mannschaft zu leisten im Stande ist."
Ergänzt wird das Teilnehmerfeld durch die beiden letztjährigen Finalisten Team Canada und Hockey Club Davos. "Der kanadische Verband hat bei den Verhandlungen unmissverständlich klar gemacht, dass er den Titel unbedingt verteidigen will", verriet Georg Gasser. Dass dies vorwiegend mit in Europa tätigen Kanadiern geschehen wird, ist kein Geheimnis. Doch traditionell erfolgt das Aufgebot für die Spieler erst Anfang Dezember. Dann dürfte auch bekannt sein, mit welchen Cracks sich der diesen Sommer nochmals verjüngte HCD verstärken wird. Die Spengler-Cup-Direktion ist klar der Meinung, dass in den vergangenen Jahren das Teilnehmerfeld noch nie so ausgeglichen und die Klasse noch nie so gross war wie dieses Jahr. Eröffnet wird das Turnier am Nachmittag des 26. Dezembers mit der Partie zwischen dem HCD und Jokerit Helsinki.
Gezielte Weiterentwicklung auf hohem Niveau
Erstmals in der jüngeren Geschichte des Spengler Cup lüftete die neu konstituierte HCD-Führung den Schleier der finanziellen Kennzahlen des Events. Bei einem Rekordumsatz von 5,1 Mio. Franken und einem Gesamtaufwand von 4,2 Mio. Franken (teilweise geschätzte Abgrenzungen) verbleibt für das Turnier 2002 vor Abschreibungen und Steuern ein Bruttogewinn von rund 900'000 Franken. Dies entspricht einer Verbesserung des Bruttoergebnisses gegenüber dem Vorjahr von 245'000 Franken.
Den letztjährigen Erfolgen zum Trotz - erstmals in der Geschichte waren alle elf Spiele ausverkauft und die Schweizer Medienresonanz war mit 130 Mio. Kontakten so hoch wie noch nie ? liegt es der Spengler-Cup-Direktion fern, sich auf den Lorbeeren auszuruhen. "Auch auf hohem Niveau ist die Weiterentwicklung des Turniers entscheidend, denn der Spengler-Cup-Erfolg ist nicht auf sicher", warnte Georg Gasser und verwies auf die Mitte Oktober bevorstehende Volksabstimmung über das Nationale Eissportzentrum Davos. "Diese Abstimmung ist für den HCD, aber auch für den Spengler Cup existenziell. Ohne die Sanierung des Eisstadions kann der Spengler Cup seinem Ruf als bestbesetztes Klubturnier der Welt auf die Dauer nicht mehr gerecht werden." Gasser erwähnte die steigenden Anforderungen der Sponsoren, die mangelhaften Kabinenverhältnisse in der Nordtribüne, die den internationalen Ansprüchen nicht mehr genügenden Arbeits- und Platzverhältnisse für die rund 150 Medienschaffenden sowie die in Bezug auf die Sicherheit und Verpflegung nicht mehr zeitgemässe Infrastruktur für die Zuschauer.
Bis zur Sanierung des Eisstadions gilt es jedoch für das rund 20-köpfige Organisationsteam, aus den bestehenden Möglichkeiten das Optimum herauszuholen. Bereits auf das letztjährige Turnier hin haben sich Optimierungen im Bereich des VIP-Zelts (doppelstöckig), des Fan-Zelts (komfortabler und breiteres Angebot) und beim ausgebauten Unterhaltungsangebot im Stadion bewährt. Ebenso auf guten Anklang stiess das im letzten Jahr erstmals erschienene Spengler-Cup-Magazin. "An diesen Verbesserungen halten wir fest. Zu optimieren gilt es für uns dieses Jahr primär das Ticketing", meinte Gérard Scheidegger. Er spielte dabei auf den Umstand an, dass beim letzten Turnier an einigen Spielen zu viele Akkreditierungen zu Überkapazitäten im Stadion führten. "Wir setzen alles daran, dass dies nicht nochmals passiert." Ungebrochen dürfte der Run auf Tickets trotzdem sein. Der Vorverkauf wird am 1. November 2003 via Ticketcorner eröffnet.
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