Detlef Kornett gibt Eisbären-Geschäftsführung ab
Lee und Flynn künftig die "starken Männer"
Anlässlich der Deutschen Meisterschaft wurde ein Inteview mit Eisbären-Geschäftsführer Detlef Kornett geführt. Die Fragen stellte Moritz Hillebrand.
Frage: Wie bewertet die Anschutz Entertainment Group den Meister-Titel der Eisbären?
Kornett: Die Meisterschaft ist eine tolle Belo
hnung für die konsequente Aufbauarbeit der
letzten vier Jahre. Erfolge dieser Art sind nicht planbar. Aber man kann versuchen, alle
notwendigen Voraussetzungen zu schaffen. Das haben wir getan, sind uns aber
trotzdem insgesamt treu geblieben. Wir haben unser wirtschaftliches Ergebnis jedes Jahr
verbessert, die Kosten kontrolliert und trotzdem sportlich jedes Jahr besser
dagestanden.
Frage: Was macht Sie besonders stolz auf diesen Titel?
Kornett: Das Team ist jung und offensiv . Wir haben dem deutschen Nachwuchs, wie
kein zweites Team in der Liga, eine Chance gegeben, sich zu entwickeln. Die
Attraktivität für die Zuschauer konnte so nochmal gesteigert werden. Und unser
verlässliches Handeln als Unternehmen hat uns mehr Unterstützung und Partner aus
der Wirtschaft gebracht. Man muss sich nur die Gästeliste der letzten Jahre anschauen,
um festzustellen, dass die Eisbären auch in der Gesellschaft mehr und mehr
angenommen worden sind. Nicht zuletzt auch durch die Zusammenarbeit mit der
Laureus Stiftung und ihrem Chairman Boris Becker.
Frage: War der Erfolg der Eisbären ein Sieg für ganz Berlin?
Kornett: Endlich ist Berlin Deutsche Eishockey Hauptstadt und die gigantische Welle der
Sympathie ist ein eindeutiges Indiz dafür, dass ganz Berlin die Meisterschaft gewonnen
hat. Der Medien-Spiegel der gesamten Republik zeigt, das die Eisbären genauso wie
Berlin selbst sympathisch sind und der Erfolg uns überall von ganzem Herzen gegönnt
wird. Das ist gut für Berlin und für uns, die Eisbären.
Frage: Welche Auswirkungen hat dieser Erfolg für die Entwicklung und Vermarktung der
neuen Arena?
Kornett: Die Realisierung des Arena Projektes ist ein ganzes Stück weit unabhängig von
den Eisbären. Andererseits ist es natürlich um vieles attraktiver, mit einem Deutschen
Meister für das Projekt zu werben. Die Welle der Euphorie über die Eisbären trägt auch
uns. Dabei dürfen wir aber die beiden grundsätzlichen Voraussetzungen für das Gelingen
des Projekts nicht aus den Augen verlieren: Erstens die termingerechte Durchführung
der Abriss- und Erschließungs-Arbeiten. Und Zweitens die erfolgreiche Vermarktung der
Arena.
Frage: Der Abriss hatte sich bereits um neun Wochen verzögert ...
Kornett: Ja, aber das haben wir wieder so gut wie aufgeholt und sind jetzt mit dem
Beginn der Erschließungs-Maßnahmen nur wenige Wochen hinterher. Für die
Vermarktung haben wir intensive Verhandlungen und Gespräche zum Teil schon
abgeschlossen, andere stehen noch aus. Wir werden aber die Vorstellung unserer
Partner - auch des Naming Rights Partners - erst dann vornehmen, wenn die Verträge
durch alle Gremien unserer Partner rechtsgültig verabschiedet sind und die
Planungsdurchführung der Arena terminlich feststeht. Hier ist es wie mit der
Meisterschaft: Harte Arbeit und Geduld führen zum Ziel.
Frage: Wie sehen Sie die Zukunft des Meister-Teams der Eisbären?
Kornett: Die Zukunft der Mannschaft ist auf ein hervorragendes solides Fundament
gestellt. Wirtschaftlich / organisatorisch leistet Billy Flynn hervorragende Arbeit und Peter
Lee hat allen Kritikern bewiesen, dass er der Manager ist, der allein für die Verpflichtung
Coles in diesem Jahr eine Medaille verdient hätte. Zu- und Abgänge wird es immer
geben, aber wir haben einen Plan, der von heute bis zur Eröffnung der Arena
ausformuliert ist. Auf diesem Weg gehen wir unbeirrt weiter.
Frage: Welchen Anteil hat Coach Pierre Page an diesem Erfolg?
Kornett: Pierre Page ist natürlich Dreh- und Angelpunkt des sportlichen Konzeptes.
Seine Professionalität, sein Einsatz und auch seine Besessenheit haben geholfen, die
gesamte Organisation besser zu machen.
Frage: Wie fällt Ihre persönliche Bilanz der DEL-Saison 2004/2005 aus?
Kornett: Die DEL hat in den vergangen Jahren enorme Fortschritte gemacht, insgesamt
eine positive Entwicklung durchlaufen. Von der Skandalliga zur Top-Liga. Ich würde mir
wünschen, dass ich in meiner Funktion als Aufsichtsrat auch noch in Zukunft weiter
Gelegenheit habe, an diesem Erfolg mitzuarbeiten.
Frage: Wo machen Sie die Fortschritte konkret fest?
Kornett: Wir haben vor jeder andere Liga einen Weg gefunden, konsequent den
Deutschen Nachwuchs zu fördern und damit die National-Mannschaft zu stärken. Unsere
Lizenz- und Wirtschaftlichkeitsprüfung lässt seit Jahren keine Überschuldung vor Saison-
Beginn zu. Und: alle neuen Hallenprojekte drehen sich um Eishockey als Anker. Das ist
herausragend und der Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft.
Frage: Wie waren Sie mit der TV-Präsenz zufrieden?
Kornett: Wir haben in Premiere einen tollen TV-Partner, mit dem wir auch in
wirtschaftlich schweren Zeiten gut zusammenarbeiten, auch wenn das für uns Verzicht
bedeutet hat. Mit dem Erfolg von Premiere in der Zukunft bin ich mir sicher, dass sich
diese Partnerschaft auszahlt. Wir haben eine sensationelle Saison 2004/2005 hinter uns.
Frage: Das klingt sehr nach eitel Sonnenschein ...
Kornett: ... vielleicht nur getrübt durch die Probleme, die Aufstieg und Abstieg mit sich
bringen. Die gesamte Liga wird dadurch meiner Meinung nachzeitweise destabilisiert.
Den vermeintlichen Vorteil, durch dieses Format herausragendes Publikumsinteresse zu
generieren, habe ich nicht gesehen. Diese Probleme zu lösen, sind eine Aufgabe für die
Zukunft. Und: die Liga braucht neue Hallen, konsequente Kosten-Kontrolle und die
Sicherung der Wirtschaftlichkeit aller Clubs. Dazu brauchen wir mehr
Kurzberichterstattung im Free-TV, mehr Kontrolle über die Aufstellung und Vermarktung
der National-Mannschaft und eine deutliche Verbesserung der Förderung und Ausbildung
im Schiedsrichter-Wesen, sowie deren Schutz vor unangemessener Kritik. Dann wird
Eishockey seine Position als die klare Nummer 2 der Teamsportarten in Deutschland
festigen und noch attraktiver werden.
Frage: Wie sieht Ihr persönliches Engagement für die Eisbären künftig aus?
Kornett: Nach dieser Saison ist das Unternehmen Eisbären von allen Altlasten befreit
und der Zeitpunkt richtig, mich noch mehr aus dem Tagesgeschäft herauszuziehen. Billy
Flynn und Peter Lee wollen und sollen die Geschäftsführung übernehmen und ich werde
den Aufsichtsrat-Vorsitz, in einem noch formell zu etablierenden Gremium, übernehmen.
Dieses Gremium wird auch weiterhin wesentliche Entscheidungen und strategische
Ausrichtungen bei den Eisbären mitbestimmen. Mein Herz gehört Berlin und den
Eisbären.
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