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Eisbären Berlin 22.04.2005, 13:52

Detlef Kornett gibt Eisbären-Geschäftsführung ab

Lee und Flynn künftig die "starken Männer"

Anlässlich der Deutschen Meisterschaft wurde ein Inteview mit Eisbären-Geschäftsführer Detlef Kornett geführt. Die Fragen stellte Moritz Hillebrand.

Frage: Wie bewertet die Anschutz Entertainment Group den Meister-Titel der Eisbären?

Kornett: Die Meisterschaft ist eine tolle Belo hnung für die konsequente Aufbauarbeit der letzten vier Jahre. Erfolge dieser Art sind nicht planbar. Aber man kann versuchen, alle notwendigen Voraussetzungen zu schaffen. Das haben wir getan, sind uns aber trotzdem insgesamt treu geblieben. Wir haben unser wirtschaftliches Ergebnis jedes Jahr verbessert, die Kosten kontrolliert und trotzdem sportlich jedes Jahr besser dagestanden.

Frage: Was macht Sie besonders stolz auf diesen Titel?

Kornett: Das Team ist jung und offensiv . Wir haben dem deutschen Nachwuchs, wie kein zweites Team in der Liga, eine Chance gegeben, sich zu entwickeln. Die Attraktivität für die Zuschauer konnte so nochmal gesteigert werden. Und unser verlässliches Handeln als Unternehmen hat uns mehr Unterstützung und Partner aus der Wirtschaft gebracht. Man muss sich nur die Gästeliste der letzten Jahre anschauen, um festzustellen, dass die Eisbären auch in der Gesellschaft mehr und mehr angenommen worden sind. Nicht zuletzt auch durch die Zusammenarbeit mit der Laureus Stiftung und ihrem Chairman Boris Becker.

Frage: War der Erfolg der Eisbären ein Sieg für ganz Berlin?

Kornett: Endlich ist Berlin Deutsche Eishockey Hauptstadt und die gigantische Welle der Sympathie ist ein eindeutiges Indiz dafür, dass ganz Berlin die Meisterschaft gewonnen hat. Der Medien-Spiegel der gesamten Republik zeigt, das die Eisbären genauso wie Berlin selbst sympathisch sind und der Erfolg uns überall von ganzem Herzen gegönnt wird. Das ist gut für Berlin und für uns, die Eisbären.

Frage: Welche Auswirkungen hat dieser Erfolg für die Entwicklung und Vermarktung der neuen Arena?

Kornett: Die Realisierung des Arena Projektes ist ein ganzes Stück weit unabhängig von den Eisbären. Andererseits ist es natürlich um vieles attraktiver, mit einem Deutschen Meister für das Projekt zu werben. Die Welle der Euphorie über die Eisbären trägt auch uns. Dabei dürfen wir aber die beiden grundsätzlichen Voraussetzungen für das Gelingen des Projekts nicht aus den Augen verlieren: Erstens die termingerechte Durchführung der Abriss- und Erschließungs-Arbeiten. Und Zweitens die erfolgreiche Vermarktung der Arena.

Frage: Der Abriss hatte sich bereits um neun Wochen verzögert ...

Kornett: Ja, aber das haben wir wieder so gut wie aufgeholt und sind jetzt mit dem Beginn der Erschließungs-Maßnahmen nur wenige Wochen hinterher. Für die Vermarktung haben wir intensive Verhandlungen und Gespräche zum Teil schon abgeschlossen, andere stehen noch aus. Wir werden aber die Vorstellung unserer Partner - auch des Naming Rights Partners - erst dann vornehmen, wenn die Verträge durch alle Gremien unserer Partner rechtsgültig verabschiedet sind und die Planungsdurchführung der Arena terminlich feststeht. Hier ist es wie mit der Meisterschaft: Harte Arbeit und Geduld führen zum Ziel.

Frage: Wie sehen Sie die Zukunft des Meister-Teams der Eisbären?

Kornett: Die Zukunft der Mannschaft ist auf ein hervorragendes solides Fundament gestellt. Wirtschaftlich / organisatorisch leistet Billy Flynn hervorragende Arbeit und Peter Lee hat allen Kritikern bewiesen, dass er der Manager ist, der allein für die Verpflichtung Coles in diesem Jahr eine Medaille verdient hätte. Zu- und Abgänge wird es immer geben, aber wir haben einen Plan, der von heute bis zur Eröffnung der Arena ausformuliert ist. Auf diesem Weg gehen wir unbeirrt weiter.

Frage: Welchen Anteil hat Coach Pierre Page an diesem Erfolg?

Kornett: Pierre Page ist natürlich Dreh- und Angelpunkt des sportlichen Konzeptes. Seine Professionalität, sein Einsatz und auch seine Besessenheit haben geholfen, die gesamte Organisation besser zu machen.

Frage: Wie fällt Ihre persönliche Bilanz der DEL-Saison 2004/2005 aus?

Kornett: Die DEL hat in den vergangen Jahren enorme Fortschritte gemacht, insgesamt eine positive Entwicklung durchlaufen. Von der Skandalliga zur Top-Liga. Ich würde mir wünschen, dass ich in meiner Funktion als Aufsichtsrat auch noch in Zukunft weiter Gelegenheit habe, an diesem Erfolg mitzuarbeiten.

Frage: Wo machen Sie die Fortschritte konkret fest?

Kornett: Wir haben vor jeder andere Liga einen Weg gefunden, konsequent den Deutschen Nachwuchs zu fördern und damit die National-Mannschaft zu stärken. Unsere Lizenz- und Wirtschaftlichkeitsprüfung lässt seit Jahren keine Überschuldung vor Saison- Beginn zu. Und: alle neuen Hallenprojekte drehen sich um Eishockey als Anker. Das ist herausragend und der Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft.

Frage: Wie waren Sie mit der TV-Präsenz zufrieden?

Kornett: Wir haben in Premiere einen tollen TV-Partner, mit dem wir auch in wirtschaftlich schweren Zeiten gut zusammenarbeiten, auch wenn das für uns Verzicht bedeutet hat. Mit dem Erfolg von Premiere in der Zukunft bin ich mir sicher, dass sich diese Partnerschaft auszahlt. Wir haben eine sensationelle Saison 2004/2005 hinter uns.

Frage: Das klingt sehr nach eitel Sonnenschein ...

Kornett: ... vielleicht nur getrübt durch die Probleme, die Aufstieg und Abstieg mit sich bringen. Die gesamte Liga wird dadurch meiner Meinung nachzeitweise destabilisiert. Den vermeintlichen Vorteil, durch dieses Format herausragendes Publikumsinteresse zu generieren, habe ich nicht gesehen. Diese Probleme zu lösen, sind eine Aufgabe für die Zukunft. Und: die Liga braucht neue Hallen, konsequente Kosten-Kontrolle und die Sicherung der Wirtschaftlichkeit aller Clubs. Dazu brauchen wir mehr Kurzberichterstattung im Free-TV, mehr Kontrolle über die Aufstellung und Vermarktung der National-Mannschaft und eine deutliche Verbesserung der Förderung und Ausbildung im Schiedsrichter-Wesen, sowie deren Schutz vor unangemessener Kritik. Dann wird Eishockey seine Position als die klare Nummer 2 der Teamsportarten in Deutschland festigen und noch attraktiver werden.

Frage: Wie sieht Ihr persönliches Engagement für die Eisbären künftig aus?

Kornett: Nach dieser Saison ist das Unternehmen Eisbären von allen Altlasten befreit und der Zeitpunkt richtig, mich noch mehr aus dem Tagesgeschäft herauszuziehen. Billy Flynn und Peter Lee wollen und sollen die Geschäftsführung übernehmen und ich werde den Aufsichtsrat-Vorsitz, in einem noch formell zu etablierenden Gremium, übernehmen. Dieses Gremium wird auch weiterhin wesentliche Entscheidungen und strategische Ausrichtungen bei den Eisbären mitbestimmen. Mein Herz gehört Berlin und den Eisbären.
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